Physikerin des Monats - Archiv
Unten sind die vollständigen Interviews aller ehemaligen ,,Physikerinnen des Monats'' zu finden.
Interviews
,,Hallo, mein Name ist Paula Lippert. Ich studiere Physik im Bachelor of Science an der Bergischen Universität Wuppertal. Davor habe ich im Kombi-Bachelor mit dem Zweitfach Kunst auf Lehramt studiert, mich aber zu einem reinen Physikstudium ohne Lehramt umorientiert. Ich arbeite seit einigen Semestern an der BUW als studentische Hilfskraft und betreue das Anfängerpraktikum in Physik.‘‘
Was war deine Motivation, Physik zu studieren?
,,In meiner Schulzeit hatte ich überhaupt kein Interesse an Physik, und meine Noten spiegelten dies wieder. Ich verstand mich nicht mit meinen Physiklehrern und empfand den Unterricht als trocken, da er hauptsächlich aus Theorie bestand und keine Experimente beinhaltete. Um meine Note zu retten, hatte ich die Option, meine Facharbeit in Physik zu schreiben. Diese Chance nutzte ich und wählte ein Thema zur radioaktiven Strahlung, womit ich mich intensiv auseinandersetzte. Die Arbeit enthielt einen experimentellen Teil, den ich im Schülerlabor „RöLab“, einer Kooperation von Röntgen-Gymnasium und Röntgen-Museum in Remscheid-Lennep, absolvieren durfte. Das weckte zum ersten Mal mein Interesse an der Physik.
Nach dem Abitur fiel es mir schwer, das geeignete Studium zu finden. Daher hielt ich es für das Einfachste, meine Abiturfächer Englisch und Philosophie in einem Studium zu vertiefen, merkte aber bald, dass das die falsche Entscheidung war. Ich orientierte mich um und entschied, mein drittes Abiturfach, Kunst, auf Lehramt für Gymnasium und Gesamtschule zu studieren. Dieses Fach verlangte eine Eignungsprüfung, die unter anderem ein Portfolio zu einem ausgewählten Thema beinhaltete. Ich erinnerte mich an meine Facharbeit in Physik und an die interessanten Strukturen, die Röntgenbilder erzeugen können. Daher röntgte ich verschiedene Objekte und abstrahierte diese für mein Portfolio. Dabei erkannte ich die vielen Übergänge zwischen Kunst und Physik und entschied, Physik als mein Zweitfach zu studieren. Eine weitere Motivation war, dem demotivierenden Unterricht, den ich während meiner Schulzeit erfahren hatte, zu trotzen und jungen Leuten zu zeigen, wie viel Spaß die Forschung machen kann.
Während meines Studiums fand ich immer mehr Gefallen an der Physik und entwickelte eine Leidenschaft für die Forschung. Dies führte dazu, dass ich meine Pläne änderte: Ich gab das Lehramtsstudium und das Fach Kunst auf und widmete mich ganz der Physik. Dennoch bin ich überzeugt, dass guter Physikunterricht bedeutend dafür ist, gerade junge Frauen für die Wissenschaft zu motivieren und Vorurteile zu beseitigen.‘‘
Warum hast du dich für das Studium an der BUW entschieden?
,,Um ehrlich zu sein, habe ich das Physikstudium an der BUW nicht bewusst gewählt, sondern bin eher zufällig dazu gekommen. Da ich in der Nähe wohne und ursprünglich Kunst auf Lehramt studieren wollte, habe ich mich an der BUW eingeschrieben. Ich brauchte ein Zweitfach für mein Studium und so landete ich in der Physik an der BUW.
Im Nachhinein hatte ich damit großes Glück. Zum einen wurde meine Faszination für die Physik an der BUW erst richtig geweckt, zum anderen bietet die Uni ein breites Spektrum an Fachbereichen, in denen Forschung betrieben wird. Dabei sind die Forschenden der BUW in vielen dieser Bereiche als wesentliche Akteure bekannt. Wäre mein Plan nach dem Abitur direkt ein reines Physikstudium gewesen und hätte ich mich ausgiebig über passende Unis informiert, wäre ich vielleicht auch hier gelandet.‘‘
Wer ist dein Vorbild in der Physik und warum?
,,Mein Vorbild in der Physik ist Lise Meitner. Zum einen fasziniert mich die Kernphysik sehr und Lise Meitner war maßgeblich an der Erforschung der Kernspaltung beteiligt. Zum anderen forschte sie zu einer Zeit, in der Frauen der Zugang zu vielen akademischen Laufbahnen verwehrt blieb. Obwohl Mädchen an Gymnasien nicht zugelassen waren, absolvierte sie die Reifeprüfung, studierte und promovierte. In der heutigen Gesellschaft stehen Frauen und Männern grundsätzlich die gleichen beruflichen Möglichkeiten offen. Dennoch sollte nicht vergessen werden, dass die Gleichstellung der Geschlechter das Ergebnis einer historischen Entwicklung ist. In einem Radiovortrag aus dem Jahr 1953 sagte Lise Meitner: „Später habe ich begriffen, […] welchen Dank jede speziell in einem geistigen Beruf tätige Frau den Frauen schuldig ist, die um die Gleichberechtigung gekämpft haben.“ Sie selbst hat die Diskriminierung gegen Frauen in der Forschung erfahren müssen und erkannte den wertvollen Beitrag der Wegbereiterinnen an. In der heutigen Zeit, in der ein Physikstudium für Frauen selbstverständlich ist, empfinde ich eine umso tiefere Wertschätzung für diejenigen, die diese Gleichstellung ermöglicht haben. Lise Meitner gehört zu den Wegbereiterinnen der heutigen Physikerinnen.‘‘
Mit welchem Klischee möchtest du aufräumen?
,,Mit dem optischen Klischee des Physikstudierenden. Wenn ich nach meinem Studium gefragt werde, höre ich oft: „Wow, ich hätte nicht gedacht, dass du Physik studierst. Du siehst gar nicht so aus!“. Die Vorstellung, dass man das Interessengebiet oder die Fachrichtung einer Person am Äußeren erkennen kann, ist Unsinn. Wie sieht ein Physikstudierender denn aus? Solche Aussagen basieren auf Vorurteilen, die gerade junge Frauen einschüchtern. Man darf sich für Mode interessieren und gleichzeitig für Physik. Man kann sich schminken und dennoch wichtige Beiträge in der Wissenschaft leisten. Die Art und Weise, sich zu kleiden oder sich nach außen hin zu präsentieren, hat keinerlei Einfluss auf die kognitiven Fähigkeiten und Kompetenzen einer Person.‘‘
Was ist das „Nerdigste“, das du je gemacht hast?
,,Ich habe mir beigebracht, Griechisch zu lesen und zu schreiben. Die Grundlagen der Sprache habe ich bei meinen griechischen Freunden und während Urlaubsaufenthalten in Griechenland aufgeschnappt. Als ich dann in der Physik mit griechischen Buchstaben konfrontiert wurde, lernte ich das griechische Alphabet kennen. Bei weiteren Aufenthalten in Griechenland begann ich, die Slogans auf Plakaten und andere Schriftzüge laut vorzulesen und Dinge auf Griechisch aufzuschreiben, wobei meine Freunde mich entweder korrigierten oder lobten. Jetzt lese ich gerne griechische Nachrichten oder Posts vor. Ich verstehe meistens nur die Hälfte, aber cool ist es trotzdem :)‘‘
Vielen Dank für das Interview, Paula!
,,Hallo, mein Name ist Rukije Uzeiroska-Geyik. Ich bin eine Romnja, das heißt eine weibliche Angehörige der Roma, einer ethnischen Minderheit, und stamme aus Bulgarien und Nordmazedonien. Seit 2010 lebe ich in Deutschland, genauer in Wuppertal. An der Bergischen Universität Wuppertal (BUW) habe ich sowohl meinen Bachelor als auch meinen Master in Physik mit dem Fokus auf Astroteilchenphysik abgeschlossen. In beiden Abschlussarbeiten habe ich mich mit der Analyse von Daten des Pierre-Auger-Observatoriums, dem größten Observatorium der Welt zur Detektion von ultra-hochenergetischer kosmischer Strahlung, befasst. Während meiner Studienzeit habe ich außerdem als studentische und wissenschaftliche Hilfskraft gearbeitet. In diesem Rahmen habe ich verschiedene Komponenten für das Observatorium getestet. Meine derzeitige Tätigkeit im Rahmen meiner Promotion umfasst die Kalibrierung der Teleskope des Pierre-Auger-Observatoriums mittels eines Roving Lasers.‘‘
Was war deine Motivation, Physik zu studieren?
,,Während meiner Schulzeit fand ich die Naturwissenschaften allgemein sehr interessant, doch besonders hervorstechend war der Physikunterricht. Dies galt insbesondere für eine Unterrichtsstunde, in der die Astrophysik thematisiert wurde. Die Tatsache, dass es möglich ist, so viel über das Universum in solch gigantischen Größenskalen und Zeiträumen zu lernen, empfinde ich als unbeschreiblich faszinierend.
Infolgedessen wurde das Anschauen von Dokumentationen über Astrophysik für eine Weile zu einer meiner Lieblingsbeschäftigungen, obwohl ich zuvor noch nie freiwillig eine Dokumentation gesehen hatte. Mein Interesse an diesem Bereich wurde im weiteren Verlauf meiner Schullaufbahn von meinem damaligen Leistungskurslehrer in Physik, Nikolas Vogt, bemerkt. Er förderte diese mit verschiedenen Buchempfehlungen, informierte mich über interessante Abendvorträge an der BUW und ließ sich auch gerne auf Diskussionen über Astrophysik ein, auch wenn es nicht gerade Teil des Lehrplans war.
Bereits in der Einführungsphase des Abiturs spielte ich mit dem Gedanken, nach dem Abitur in Richtung Physik zu gehen. Leider waren die Reaktionen meiner Mitmenschen nicht immer positiv. Beliebte negative Aussagen waren:
„Bist du sicher, dass du das machen möchtest? Da sind doch nur Männer. Als Frau wird es vermutlich sehr einsam.“
„Sehr viele brechen das Studium ab, weil es so schwierig ist. Ich kenne da jemanden, der ist super schlau und musste trotzdem abbrechen.“
„Du wirst es nicht schaffen, lass das.“
Solche Aussagen verunsichern einen natürlich. Zeitweise waren die Bedenken so groß, dass ich kurz vor dem Ende meines Abiturs panisch nach alternativen Studiengängen und Ausbildungen suchte, die ich jedoch alle deutlich weniger reizvoll fand.
Glücklicherweise hat mich mein Physiklehrer ermutigt, meinen Neigungen zu folgen und mich nicht von meinen Bedenken bezüglich eines Physikstudiums abbringen zu lassen. Also entschied ich mich, es zu riskieren und ein Bachelorstudium in Physik zu beginnen, mit dem Ziel, mich später auf Astrophysik zu spezialisieren.‘‘
Für welche Fachrichtung interessierst du dich am meisten? - Um was geht es da und was begeistert dich daran besonders?
,,Im Verlauf meines Bachelorstudiums habe ich meine Begeisterung für Astroteilchenphysik entdeckt. Besonders beeindruckend finde ich die Detektion von extragalaktischen Teilchen, die uns tiefe Einblicke ins Universum ermöglichen. Ein Beispiel für deren Quellen sind Quasare, extrem helle Kerne ferner Galaxien, die durch supermassereiche Schwarze Löcher angetrieben werden. Diese sind Milliarden Lichtjahre von uns entfernt. Die Teilchen, die durch einen solchen Quasar beschleunigt werden, können auf die Erdatmosphäre treffen. Ein einzelnes solches Teilchen kann viele Millionen Sekundärteilchen, einen ausgedehnten Luftschauer, in der Atmosphäre erzeugen. Ausgedehnte Luftschauer können auf der Erdoberfläche detektiert werden, was uns ermöglicht, trotz der riesigen Entfernungen Informationen über Objekte wie Quasare zu gewinnen.
Solche ausgedehnten Luftschauer werden beispielsweise mit dem Pierre-Auger-Observatorium detektiert. Das Observatorium befindet sich in der argentinischen Pampa und deckt eine Erdoberfläche von 3000 km² ab. Es ist ein Teil einer internationalen Kollaboration, die Forscherinnen und Forscher aus 17 Ländern vereint. Die Möglichkeit, in einem internationalen Team zu arbeiten und an diesem führenden Forschungsprojekt zur Detektion von extragalaktischen Teilchen teilzunehmen, zähle ich zu den aufregendsten Erfahrungen überhaupt.‘‘
Woran arbeitest du gerade?
,,Im Rahmen meiner Promotion beschäftige ich mich mit dem Detektorsystem für die Messung extragalaktischer Teilchen, die ich gerade angesprochen habe. Die Sekundärteilchen eines ausgedehnten Luftschauers können Stickstoffatome in der Atmosphäre anregen, welche die Anregungsenergie anschließend als Fluoreszenzlicht abgeben. Der Fluoreszenzdetektor des Pierre-Auger-Observatoriums dient zur Detektion dieses Lichtes. Er besteht aus 27 Teleskopen und überblickt das gesamte Feld, auf dem das Experiment aufgebaut ist. Meine Aufgabe besteht in der absoluten Energie-Kalibrierung der Fluoreszenzteleskope anhand eines mobilen Lasersystems.
Alle notwendigen Vorbereitungen, wie zum Beispiel die Bestimmung der Laserenergie, nehme ich im Labor an der BUW vor. Danach wird der Laser vor einzelnen Stationen des Fluoreszenzdetektors in Argentinien platziert und in die Atmosphäre abgefeuert. Die Laserschüsse sollen das Fluoreszenzlicht ausgedehnter Luftschauer nachahmen und mit den Teleskopen der Stationen detektiert werden. Anschließend kann die Datenanalyse erneut an der BUW erfolgen. Anhand dieser Analyse wird die Laserenergie bestimmt und mit den Laborergebnissen kalibriert.‘‘
Was ist das „Nerdigste“, dass du je gemacht hast?
,,Ich habe mir die Friedmann-Gleichungen, welche die zeitliche Entwicklung des Universums beschreiben, auf den Unterarm tätowieren lassen, aber ansonsten bin ich nicht sonderlich nerdig unterwegs. Glaube ich.‘‘
Was würdest du einem/einer Studieninteressierten raten, der/die überlegt, Physik an der BUW zu studieren?
,,Es ist auf jeden Fall empfehlenswert, an den Vorkursen teilzunehmen, selbst wenn man das Gefühl hat, nicht viel zu verstehen. Ebenso ist es von Vorteil, an möglichst vielen Veranstaltungen in der Ersti-Woche teilzunehmen. Denn hier werden die ersten Kontakte geknüpft und die ersten Freundschaften geschlossen. Das Physikstudium kann teilweise sehr herausfordernd sein. Meinen Beobachtungen nach haben Einzelgänger*innen häufig größere Schwierigkeiten, das Studium erfolgreich zu meistern, als diejenigen, die sich mit ihren Kommiliton*innen zusammenschließen. Vieles im Physikstudium, wie zum Beispiel das Bearbeiten von Übungsblättern, das Experimentieren und das Schreiben von Protokollen, ist auf Teamarbeit ausgelegt. Je schneller man das erkennt, desto angenehmer wird die eigene Studienzeit. Das musste auch ich lernen, da ich in der Schule daran gewöhnt war, Hausaufgaben und das Lernen für Klausuren immer allein zu bewältigen.‘‘
Was macht den Ort Wuppertal zum Arbeiten/Studieren für dich aus?
,,Dadurch, dass der Physikstudiengang an der BUW relativ klein ist, kennt mehr oder weniger jeder jeden. Dies schafft eine familiäre Atmosphäre, was für den Zusammenhalt und die gegenseitige Unterstützung unter den Studierenden während meines Studiums sehr förderlich war. Des Weiteren ist die Teilnehmerzahl in den meisten Physik-Vorlesungen relativ gering. Dies führt dazu, dass Fragen seitens der Studierenden von den Professor*innen herzlichst willkommen sind und die Professor*innen sich meistens auch die Zeit nehmen können, um diese zu beantworten. Studierende sind aber auch außerhalb der Vorlesungen nicht komplett auf sich gestellt. Man hat immer die Möglichkeit, die Professor*innen oder Übungsleiter*innen für Fragen zu kontaktieren oder direkt aufzusuchen. Außerdem erhält man an der BUW während der Abschlussarbeiten aus demselben Grund in der Regel eine sehr gute Betreuung.‘‘
Was ist dein Ausgleich in der Freizeit?
,,Das Experimentieren im Labor im Rahmen der vielen Physik-Praktika, der Aushilfsjobs an der Uni oder der Promotion sorgt zwar für viel Abwechslung in meinem Alltag an der BUW, dennoch verbringt man relativ viel Zeit am Schreibtisch. Daher ist Sport für mich ein wunderbarer Ausgleich. Nach einem langen Tag am Schreibtisch verbringe ich gerne meine Abende im Fitnessstudio der Uni. Hier wechsle ich regelmäßig zwischen Laufbandtraining und Krafttraining ab. Ein weiterer Vorteil des Fitnessstudios an der Uni ist, dass man dort häufig auf andere Physikstudent*innen trifft, mit denen man oft schon befreundet ist. Zudem kommt man hier mit Studierenden aus anderen Studiengängen in Kontakt. So bietet sich eine tolle Gelegenheit, soziale Kontakte zu pflegen, während man seiner Gesundheit etwas Gutes tut. An den Wochenenden verbringe ich gerne Zeit mit meiner Familie und Freunden und gehe auch gerne draußen laufen.‘‘
Mit welchem Klischee möchtest du aufräumen?
,,An dieser Stelle möchte ich gerne auf die Aussagen eingehen, die ich in meiner Antwort auf die erste Frage erwähnt habe.
„Bist du sicher, dass du das machen möchtest? Da sind doch nur Männer. Als Frau wird es vermutlich sehr einsam.“
Dass Physik ein Männerding sei, ist schlichtweg falsch. Wissenschaft kennt kein Geschlecht, und sowohl Männer als auch Frauen können gleichermaßen erfolgreich in der Physik sein. Es gibt zahlreiche hervorragende Physikerinnen, die bedeutende Beiträge zur Wissenschaft geleistet haben und weiterhin leisten. Außerdem habe ich mich persönlich im Laufe meines Studiums als Frau eindeutig nicht „einsam“ gefühlt. Die Frauenquote in der Physik könnte zwar durchaus höher sein, was jedoch nicht bedeutet, dass ich die einzige Frau in meinem Semester war.
„Sehr viele brechen das Studium ab, weil es so schwierig ist. Ich kenne da jemanden, der ist super schlau und musste trotzdem abbrechen.“
Ich möchte nicht abstreiten, dass das Physikstudium sehr herausfordernd sein kann. Es erfordert, sehr viel Geduld, Ehrgeiz, Leidenschaft und die Bereitschaft sehr viel Zeit (gerade im Bachelorstudium) da hinein zu investieren. Es reicht also nicht, nur besonders „schlau“ zu sein, um ans Ziel zu gelangen. Es heißt aber auch nicht, dass man nicht schlau genug dafür ist, wenn man abbricht. Es könnte auch nur bedeuten, dass die Leidenschaft dafür nicht gegeben ist und man aus diesem Grund nicht bereit ist, so viel Zeit zu investieren.
„Du wirst es nicht schaffen, lass das.“
Oh doch.
Außerdem ist wichtig, das Vorurteil zu entkräften, dass bestimmte Ethnien, wie Sinti und Roma, weniger geeignet oder interessiert an akademischer Bildung seien. Vorurteile gegenüber bestimmten Gruppen basieren meist auf Unwissenheit und Pauschalisierungen, die der Realität nicht gerecht werden. Es ist wichtig, diese Stereotype zu überwinden und die individuelle Leistung und das Potenzial jedes Einzelnen anzuerkennen, unabhängig von Geschlecht oder ethnischer Herkunft.‘‘
Vielen Dank für das Interview, Rukije!
,,Hallo, ich bin Laura Struckmeier. Ich habe an der BUW den Bachelor und Master der Physik in der Gruppe der „Theoretischen Teilchenphysik“ abgeschlossen und promoviere jetzt in derselben Gruppe.‘‘
Was war deine Motivation, Physik zu studieren?
,,Ich habe mich schon immer sehr für die Naturwissenschaften interessiert. In der Schule hatte ich im Physik-LK außerdem einen super Lehrer, der die Inhalte besonders spannend dargestellt hat. Da war dann für mich eigentlich schon klar, dass ich Physik auch studieren möchte. Insgesamt mag ich insbesondere an der Physik aber so sehr, dass sie die Welt erklärt oder zumindest danach strebt. Sie sucht nach Antworten auf Fragen auf allen Skalen: egal ob im allerkleinsten Teilchen oder auf größten Skalen des Universums. Ich finde es super, an diesen Themen zu forschen, um so die Welt besser verstehen zu können.‘‘
Welche Fachrichtung begeistert dich am meisten? - Um was geht es da und was begeistert dich daran besonders?
,,Ich interessiere mich besonders für die „Theoretische Teilchenphysik“. Hier erforschen wir die Elementarteilchen und ihre Wechselwirkungen, also wortwörtlich, was die Welt im Innersten zusammenhält. Das alles ist zusammengefasst im Standardmodell der Elementarteilchenphysik. Allerdings ist dieses noch nicht vollständig bewiesen und es erklärt auch noch nicht alle Naturphänomene. Um hier weitere Klarheit zu schaffen, gibt es einerseits die großen Collider-Experimente wie am CERN. Ich persönlich finde aber den Ansatz der theoretischen Physik viel spannender, in der wir versuchen, solche Prozesse mit Hilfe von Supercomputern zu simulieren und zu berechnen. Teilweise schaffen wir es schon mit erstaunlicher Genauigkeit, die Natur zu simulieren und damit tragen wir dazu bei, die Welt besser zu verstehen. Das finde ich besonders faszinierend und aufregend.
Ich selbst forsche z.B. gerade im Rahmen der DFG-Forschungsgruppe „Zukünftige Methoden für Studien von eingeschlossenen Gluonen in QCD" an Static-light Mesonen. Das sind Teilchen, die aus einem schweren Quark, welches wir als statisch approximieren (static), und einem leichten, dynamischen Quark (light) bestehen. Ich versuche gerade, das Energiespektrum verschiedener radialer und orbitaler Anregungen eines solchen Mesons möglichst genau zu bestimmen. Das ist ein erster Schritt in Richtung string-breaking, was wiederum dazu beitragen könnte, die noch unerklärten XYZ-states zu erklären.‘‘
Was macht den Fachbereich Physik an der BUW aus?
,,Den Fachbereich Physik an der BUW zeichnet aus, dass er so klein ist. Das haben auch schon einige vor mir auf diese Frage geantwortet, aber auch ich möchte das noch einmal betonen, weil es wirklich auch ein Vorteil ist. Man kann sich unter den Studierenden viel besser vernetzen, auch semesterübergreifend, und die Dozierenden kennen einen besser. Das führt dazu, dass man eigentlich jeden Dozierenden zu jeder Tageszeit (und oft auch Nachtzeit) kontaktieren oder im Büro aufsuchen kann, um Fragen zu stellen und schnell Hilfe zu bekommen.‘‘
Was ist das „Nerdigste“, das du je gemacht hast?
,,Es gibt in der Uni einen Gang der durch eine Säule in zwei Teile geteilt wird, wobei der eine resultierende Durchgang groß genug ist, um dort gemütlich, auch mit mehreren, durchzulaufen, und auf der anderen Seite der Säule ist ein kleinerer Spalt, durch den man aber auch mit etwas Mühe einzeln laufen kann. Im Bachelor haben meine Freundinnen und ich angefangen, immer durch diesen kleinen Spalt zu laufen und das mit der Beugung und Interferenz am Einzelspalt zu assoziieren. Das mache ich natürlich bis heute noch so, wenn ich durch diesen Gang laufe.‘‘
Was ist dein Ausgleich in der Freizeit?
,,In meiner Freizeit mache ich gerne Musik. Ich spiele Klavier und mittlerweile auch Geige in einem Orchester und singe in einem Chor. Die Musik ist für mich ein super Ausgleich zur Physik, weil auch sie in jeder Situation eine Antwort hat. Diese ist aber eben anders als in der Physik :)‘‘
Möchtest du sonst den Studierenden und Studieninteressierten noch etwas mitgeben?
,,Man sollte keine Angst davor haben, Physik zu studieren, insbesondere auch nicht als Mädchen oder Frau. Es ist wichtig, dass man sich seine Leute sucht, mit denen man die Übungsaufgaben zusammen löst, sich austauscht und hilft. Dazu ist es besonders sinnvoll, auch schon vor Beginn des Studiums Angebote der Uni wahrzunehmen, bei denen man seine zukünftigen Kommiliton*innen kennenlernen kann. Für Mädchen besteht z.B. jedes Jahr die Möglichkeit, an der SommerUni teilzunehmen. Dabei können sie eine Woche lang Veranstaltungen der MINT-Fächer besuchen und so einen guten Einblick in diese Bereiche und in den Studienalltag bekommen. Mir selber hat auch sehr geholfen, den Mathe-Vorkurs zu besuchen, denn hier lernt man direkt seine Kommiliton*innen kennen und lernt außerdem die mathematischen Grundlagen, die wichtig für das Studium sind. Auch wenn das Studium trotzdem nicht immer einfach ist, kann man es zusammen schaffen. Und dann bietet die Physik einem so viele unterschiedliche, spannende Bereiche, auf die man sich spezialisieren kann. Das heißt, es lohnt sich!‘‘
Vielen Dank für das Interview, Laura!
,,Hallo zusammen, ich bin Melike Karasu Konerding, 28 Jahre alt und komme aus dem schönen Rottach-Egern nahe München. Aktuell bin ich im Master Physik eingeschrieben, den ich nach meinem Bachelor an der BUW fortsetze. Während meiner Zeit an der BUW habe ich viele Abenteuer in verschiedenen ehrenamtlichen Posten und Minijobs an und um die Uni erlebt. Darüber hinaus habe ich im Wintersemester 2017/18 ein Erasmus-Auslandssemester in meiner türkischen Heimat Izmir gemacht.‘‘
Was war deine Motivation, Physik zu studieren?
,,Das ist eine recht lange Geschichte, aber ich werde versuchen, mich kurz zu fassen :) Alles geht auf die kleine Melike im Alter von 4 Jahren zurück. Ich war damals so fasziniert von dem nächtlichen Sternenhimmel über Rottach-Egern und wollte verstehen, warum wir den Sternenhimmel so wahrnehmen, wie wir ihn wahrnehmen. Mein Vater sagte mir, dass der dazu passende Beruf „Astronom“ heißt und ich dafür Physik studieren muss. Damit war mein Berufswunsch besiegelt. Gegen Ende der Realschule wollte ich kurzzeitig Ingenieurin werden, weil ich mir Physik nicht mehr zugetraut habe. Aber mein Physiklehrer in der Fachoberschule, der selbst Diplomphysiker war und kurzzeitig im Bereich Simulationen von Galaxienbewegungen gearbeitet hatte, hat mich wieder ermutigt, meinen Wunschberuf Astronomin zu verfolgen. Danach hatte ich mein Ziel immer vor Augen. Ich habe Angebote an der öffentlichen Sternwarte München wahrgenommen und ein zwei wöchiges Physik-Probestudium der LMU München besucht. Der Inhalt hatte mich definitiv gepackt und wie ich dann an die BUW gekommen bin, erfahrt ihr später. Bestimmt fragt ihr euch jetzt „Und? Ist sie in der Astroteilchenphysik gelandet?“ Ich muss euch leider enttäuschen: Es ist die Polymerphysik geworden ^^.‘‘
Warum hast du dich für das Studium an der BUW entschieden?
,,Es gab ein paar Gründe, warum ich meine Heimat verlassen habe und recht weit weg gelandet bin. Auf ein paar Allgemeinere der Gründe möchte ich hier eingehen. Da gab es allen voran den Wunsch nach einer guten Betreuung im Studium. Ich wollte einfach keine Nummer an einer völlig überfüllten Uni sein und wollte die Möglichkeit haben, nach einer Vorlesung entspannt Fragen stellen zu können, ohne in einer Schlange von 20 Studierenden warten zu müssen. Also so ein bisschen wie damals bei mir in der Schule, wo ich meine Lehrer und Lehrerinnen mit vielen Fragen bombardieren konnte. Dann wollte ich wohnlich mal etwas Neues wagen - eine neue Stadt, eine neue Region entdecken und die vielen Möglichkeiten nutzen, die ich auf dem Land nicht hatte. Klar, ich habe die Alpen gegen das Bergische Land getauscht und ob das ein Up- oder Downgrade war, darüber kann man sich streiten. Mein letzter Punkt ist, dass ich alleine Wohnen wollte - zwar nicht ganz alleine, aber in einer WG - und einfach mal meine eigene Ordnung haben. So sehr ich meine Familie auch liebe, mit 20 Jahren wollte ich dann doch endlich mal etwas Kleines für mich. Aus diesem Punkt folgte aber auch, dass ich bei meiner Wahl meines Studienortes auf die dort vorherrschenden Mietpreise achten musste.
Das CHE-Hochschulranking der ZEIT war für mich dann abschließend das ideale Tool, Universitäten aus ganz Deutschland unter bestimmten Gesichtspunkten zu vergleichen. Damals teilten die Uni Wuppertal und die Uni Göttingen für mich den Platz eins. Aber wie ich zuvor schon sagte, ich musste auf den Mietpreis achten und in Wuppertal gab es für mich bezahlbarere Wohnungen. So bin ich in Wuppertal gelandet :) Und ich bereue meine Wahl bis heute kein bisschen.‘‘
Was magst du besonders an dem Studium?
,,Dazu vorab, ich habe mir mein Studium nicht ansatzweise leicht gemacht. Und die ein oder andere Lerntechnik hätten mir in meinem Studium echt geholfen.
Aber was genau mag ich an diesem Studium?
Das sind ein paar Punkte. Allen voran liebe ich die Anwendbarkeit von Theorie und Experiment aus der Uni im Alltag! Dann finde ich toll, dass wir uns im Rahmen des Studiums eine ganz besondere Denkweise aneignen. Aber manchmal kann das einem bei sehr einfachen Problemen doch im Weg stehen ;) Und zu guter Letzt die Kreativität, die ich in der Physik benötige, um Theorien miteinander zu verknüpfen oder Experimente zu designen. Man mag meinen, dass alles nach strikten Vorgaben abläuft - das ist bestimmt für einige Bereiche auch korrekt und notwendig -, allerdings gibt es auch Themenbereiche der Physik, die nicht von Beginn an eine klare Theorie besitzen und diese erst noch durch bspw. Verknüpfungen von Theorien anderer Bereiche unter Hinzunahme bestimmter Bedingungen entstehen muss.
Für die, die sich an dieser Stelle noch fragen, warum sich mein Interesse von der Astroteilchenphysik zur Polymerphysik verschoben hat, hier die „Auflösung“. Der Rest kann gerne zur nächsten Frage springen ;)
Über mein Studium hinweg, hatte ich immer häufiger das Bedürfnis mich in einem physikalischen Themenbereich weiterzubilden, welcher greifbarere Themen mit hoher Alltagsrelevanz abdeckt. Das gab mir die Astroteilchenphysik ab einem gewissen Punkt nicht mehr, so dass ich mir dann auch eingestehen musste, das ich meinen Berufswunsch aus meiner Kindheit gar nicht mehr erfüllen wollte.
Das war für mich kein leichter Schritt. Zeitgleich rückte durch einige Studienkollegen und Fachschaftsveranstaltungen die kleine Arbeitsgruppe der theoretisch chemischen Physik in mein Blickfeld. Die Forschung, die in dieser Arbeitsgruppe unter Herrn Hentschke durchgeführt wird, hat diese Anwendung, die uns in so vielen verschiedenen technischen Bereichen des Lebens betrifft. Somit ist der Output dieses Forschungsbereiches genau das, was ich suchte. Als ich es mir nach sehr langem Überlegen zutraute, in diesem Bereich eine Bachelorthesis zu schreiben und anfing mich in den Bereich der Elastomere, oder umgangssprachlich „Gummi“, einzuarbeiten, stieg meine Faszination dafür, dass die statistische Physik so viele Grundlagen für die Materialwissenschaften und Chemie legt. Das führt natürlich auch dazu, dass in diesem Bereich Forschungsfragen mit hoher Alltagsrelevanz untersucht werden, wie bspw. die Nachhaltigkeit von Plastik- und Gummiprodukten in Anbetracht der Materialzusammensetzung und ihren physikalischen Eigenschaften. In meinem Job als Hilfskraft in der Forschungsgruppe zur Offsetdrucktechnik habe ich festgestellt, dass dieser Forschungsbereich auch im Bereich der Druckfarben und Oberflächenbeschaffenheit von amorphen Produkten relevant ist.
Durch die Prägung meiner Eltern und meiner Affinität zu handwerklichen Arbeiten, ist die Polymerphysik salop gesagt genau mein Ding. Und so hat sich mein primäres Interesse von der Astroteilchenphysik hin zur Polymerphysik entwickelt.’’
Mit welchem Klischee möchtest du aufräumen?
,,Dass modisch = dumm ist. Ich kann als Physik-Studierende genau so die aktuellen Modetrends verfolgen und mich elegant oder verrückt kleiden, wie alle anderen Studierenden außerhalb der Physik auch. Mein Modestil sagt nämlich nichts über meine Intelligenz und Fähigkeiten aus. Jetzt mag man meinen, dass das doch klar ist und dies kein Klischee sei. Fakt ist jedoch, dass ich als junge Frau in meinen ersten Studienjahren aus meinem studentischen Umfeld trotzdem mal mehr und auch mal weniger ernst genommen worden bin. Ob es nun an meinen Schuhen mit Absatz, der bunten Leggings oder einem Sommerkleid lag, ich habe immer das Gefühl vermittelt bekommen, dass ich ernster genommen werde, wenn ich unmodisch aussehe. Diese Wahrnehmung und das zugehörige Unwohlsein hat sich in meinem Auslandssemester in Izmir geändert. Da waren nämlich so gut wie 80 % der Physik-Studierenden nach den aktuellen Mode-Trends gekleidet, egal welches Geschlecht sie hatten. Das fand ich faszinierend und hat meine Einstellung zur Mode an der Uni und in der Physik wirklich verändert. Ausnahmen bilden für mich allerdings Laborarbeiten oder eine intensive Klausurenphase, da sollten immer Sicherheit und Bequemlichkeit dem Hobby Mode vorangehen.‘‘
Was möchtest du nach deinem Physikstudium beruflich machen?
,,Um ehrlich zu sein, weiß ich noch nicht genau, was ich konkret machen möchte. Aber ich stehe nicht ganz ohne Plan da und möchte auch in ein zwei Sätzen erzählen, warum mich diese Bereiche für meine berufliche Laufbahn ansprechen. Ganz vorne steht bei mir der Sektor Wissenschaftskommunikation speziell im physikalischen und recycle-technischen Bereich. Ich finde, dass es viel zu wenig Kommunikation aus der Forschung mit der breiten Masse existiert und würde dies gerne langfristig ändern. Wie? Fragt mich am besten erst, wenn ich in dem Sektor aktiv bin ;)
Natürlich interessiert mich auch die Forschung und dies im besonderen Maße in der Polymerphysik. Ich bin jedes Mal verblüfft wie sehr dieses Feld der Physik die Basis für die Entwicklung von Alltagsgegenständen wie Segelseilen, Baby-Windeln, Fahrzeugreifen und Druckerfarbe bildet.
Zu guter Letzt finde ich das Feld des Innovations- und Technologie-Managements sehr spannend. Da ich ein sehr kommunikativer Mensch sein kann, mit der Fähigkeit gesegnet bin unterschiedlichste Parteien an einen Tisch zu bringen und ich total auf Technik stehe, finde ich diese Schnittstelle simpel herunter gebrochen zwischen Forschung und Verkauf in der Wirtschaft sehr aufregend.
Abschließend möchte ich aber sagen, dass ich mich jetzt erst einmal auf meinen Master konzentrieren möchte und ich somit etwa 2 Jahre Zeit habe, um nochmal explizit in diese Bereiche hinein zu schnuppern.‘‘
Was ist das „Nerdigste“, das du je gemacht hast?
,,Als ich in der Oberstufe im Physikunterricht Weg-Zeit-Zusammenhänge kennengelernt hatte und wir lernten, dass die Geschwindigkeit (v) = Weg (x) / Zeit (t) ist und die Einheit dazu Kilometer pro Stunde, also km/h, ist, bin ich aus allen Wolken gefallen, weil im Alltag jeder von „kmh“ redet. Das hat mich am Anfang beim Rechnen wirklich verwirrt. Als ich es dann verstanden hatte, habe ich es mir zur Aufgabe gemacht, mein Umfeld und egal wen zu korrigieren, der in meiner Anwesenheit über die Geschwindigkeit mit „kmh“ geredet hat. Das konnte ich noch nie und kann es bis heute nicht ab haben. Ich korrigiere in Gesprächen munter weiter und das schon seit fast 11 Jahren!‘‘
Was ist dein Ausgleich in der Freizeit?
,,Aktuell muss ich mich noch etwas sortieren, aber grundsätzlich versuche ich zum Ausgleich gerne meine handwerklichen Projekte wie Sticken, Nähen oder Stricken durchzuführen. Das Praktizieren von Yoga hilft mir ebenfalls und ich bin im tänzerischen Bereich aktiv. Zur Zeit bin ich Teil eines anatolischen Volkstänze-Ensembles in Dortmund und ab und an gehe ich auf Partys, um einfach den Stress weg zu tanzen. Dann gibt es da noch meine zwei Katzen, mit denen ich auch gerne meine Zeit verbringe. Zum Schluss dürfen die Tages-Rad-Touren mit meinem Mann nicht fehlen. NRW ist wirklich das reinste Paradies für Tagestouren und ich kann das nur empfehlen.‘‘
Vielen Dank für das Interview, Melike!
,,Hallo, mein Name ist Katerina Lipka! Ich bin Elementarteilchenphysikerin und arbeite seit 2020 mit der Fachgruppe Physik der BUW zusammen. Zu finden bin ich mit größerer Wahrscheinlichkeit am Deutschen Elektronen-Synchrotron (DESY) in Hamburg, meine beiden Assistenten und ich sind nur zu Vorlesungen an der BUW (aber dank Moodle und Zoom stehen wir mit den Studierenden jederzeit in Kontakt). Das entspricht dem Konzept der Exzellenzinitiative der Helmholtz Gemeinschaft, in deren Rahmen ich Förderung für meine Forschung bekommen habe. So bin ich als Professorin im Julicher Modell ans DESY zu Forschungszwecken abgesandt. Diese Zwecke sind Präzisionsmessungen der fundamentalen Parameter des Standardmodells, wofür wir die Daten des CMS-Experiments am Large Hadron Collider (LHC) am CERN benutzen. Das Standardmodell ist in der Elementarteilchenphysik so etwas wie das Periodensystem in der Chemie - es ordnet die fundamentalen Teilchen (und deren Wechselwirkungen) anhand derer Quanteneigenschaften und Symmetrien. Das LHC am CERN ist der weltweit größte Teilchenbeschleuniger, wo die höchsten Kollisionsenergien erreicht werden - das coolste Mikroskop der Welt.‘‘
Was möchtest du mit deiner Arbeit in der Physik erreichen?
,,Es gibt diesen T-Shirt Spruch „Alles passiert aus einem Grund. Und meistens ist dieser Grund Physik”. Das beschreibt unsere Aufgabe in der Physik - die Naturgesetze zu erklären und somit unser Weltbild zu formen. In der Elementarteilchenphysik geht es um die Struktur und Dynamik der subnuklearen Materie, momentan beschrieben durch das bereits erwähnte Standardmodell. Es ist faszinierend, wie gut es funktioniert, und doch gibt es viel zu tun. Zum Beispiel müssen die Werte der Parameter dieses Modells, die Massen der Elementarteilchen und die Stärken derer Wechselwirkungen, experimentell bestimmt werden. Dabei ist Präzision entscheidend, da die kleinsten Abweichungen der experimentellen Messungen von Standardmodell-Vorhersagen auf Neue Physik hinweisen könnten - zum Beispiel auf noch unbekannte Elementarwechselwirkungen. Und diese würden unser Weltbild revolutionieren. Zu diesem Fortschritt will ich beitragen.‘‘
Um was geht es in deinem Forschungsfeld und was begeistert dich daran besonders?
,,In der experimentellen Teilchenphysik sind wir imstande, fundamentale (also punktförmige!) Objekte auf kleinsten Abständen zu erforschen. Meine Welt ist genau dort, innerhalb des Protons, besiedelt von Objekten der starken Wechselwirkung - Quarks und Gluonen. Faszinierend ist, dass diese gar nicht als freie Teilchen beobachtbar sind, und dennoch können wir deren Eigenschaften und Wechselwirkungsstärke messen. Warum tun wir das? Durch Bestimmung der Stärken (oder Kopplungen) der Elementarwechselwirkungen, kann man auf den Zeitablauf der Entwicklung der Materie im Universum nach dem Urknall schließen. Was noch besonders ist - die LHC-Teilchenphysiker bilden eine der größten, wenn nicht die größte, internationale Forschungs-Community. Das Feld fordert uns heraus - nicht nur im abstrakten Denken und experimentellen Können, sondern auch in dem interkulturellen Verständnis und Kommunikation.‘‘
Woran arbeitest du gerade?
,,Die Arbeit meiner Gruppe am CMS-Experiment folgt zwei Hauptrichtungen. Einerseits sind wir mit Analysen der bereits am LHC gewonnenen Daten zu Produktion von Jets, Top-Quarks und Z-Bosonen beschäftigt. Wir interpretieren unsere Messungen in der Version des Standardmodells, welche um Beiträge möglicher Neuer Physik erweitert ist (mittels so-genannter Standardmodell-effektiver Feldtheorie). So können wir die Parameter des Standardmodells gleichzeitig mit den Kopplungen der Kandidaten für neue Wechselwirkungen bestimmen. Das Einzigartige dabei ist, dass wir zum ersten Mal Korrelationen aller Parameter berücksichtigen können, womit mögliche Fehlinterpretationen vermieden werden. Andererseits beteiligen wir uns am Upgrade des CMS-Silizium-Spurdetektorsystems (Outer-Tracker) für die zukünftige Phase des LHC Betriebs, in welcher die Luminosität signifikant erhöht wird und noch präzisere Untersuchungen von Teilchenphysikphänomenen möglich werden.‘‘
Was würdest du einem/einer Studieninteressierten raten, der/die überlegt, Physik an der BUW zu studieren?
,,Natürlich herkommen! Die Breite der Angebote in experimenteller und theoretischer Physik an der BUW ist sehr beeindruckend: Teilchen- und Astroteilchenphysik, Atmosphärenphysik, Festkörperphysik, Gittertheorie, und und und… Dazu muss man wissen, dass die BUW-Forschergruppen leitende Rollen in den entsprechenden Forschungsfeldern spielen. Und dabei ist Physik an der BUW gar nicht überlaufen! Vielleicht ist es gerade der Vorteil des breiten Spektrums fürs Studium. Am Ende des Semesters kennt man alle Studierende im Kurs persönlich. So kann man eine viel bessere Betreuung gewährleisten.’’
Welche Rolle spielen Frauen in der Physik für dich?
,,Das Bild der Frau in der Wissenschaft als Sonderfall ist nicht mehr zeitgemäß. Es bremst die Gesellschaft in deren Fortschritt aus. In meinem Tagesgeschäft spielen die Frauen die gleiche Rolle wie Männer - sie entwickeln und bauen Detektoren, konzipieren Datenanalysen, leiten Arbeitsgruppen, streiten in Meetings. Der ,,Sonderfall‘‘ ist nur in den Köpfen. Wie man das loswird, ist die Aufgabe der Bildung und der Politik.‘‘
Mit welchem Klischee möchtest du aufräumen?
,,Frauenquoten werden oft als „künstliches Konstrukt” missverstanden. Dabei fühlen sich Männer übervorteilt, Frauen in ihrer Leistung angezweifelt. Allerdings haben Quoten einen pragmatischen Sinn. Es ist aus der Verhaltensforschung bekannt: während Männer viel Energie in Klärung interner Hierarchien investieren, sind Frauen kompromissbereiter und mehr am Erfolg des Gesamtunternehmens als an Machtkampf interessiert. Somit ist es wirtschaftlich, einen bestimmten Anteil an Frauen in einem Unternehmen zu beschäftigen. Moderne Forschung ist auch als Unternehmen zu betrachten. Um dieses Unternehmen erfolgreicher zu machen, müssen wir alle die Quoten ertragen.‘‘
Was ist dein Ausgleich in der Freizeit?
,,Wenn ich mal Freizeit habe - Windsurfen! Dabei kann ich am besten abschalten.‘‘
Vielen Dank für das Interview, Katerina!
,,Hallo! Mein Name ist Wiebke Heinz, ich bin 23 Jahre alt und studiere Physik im Bachelor an der Bergischen Universität Wuppertal. Nach dem Abitur habe ich zunächst in Kassel plusMINT mit Schwerpunkt Informatik studiert. Das war ein Orientierungsstudium, in dem ich alle MINT-Fächer ausprobieren und anschließend einen Schwerpunkt wählen konnte. Damals habe ich mich, besonders wegen der klaren Berufsaussichten, für den Schwerpunkt Informatik entschieden. Nebenbei habe ich aber noch Veranstaltungen aus der Physik besucht, wobei ich gemerkt habe, dass ich doch lieber Physik studieren möchte. Also habe ich gewechselt, zur Physik und zur Bergischen Universität Wuppertal.’’
Was ist deine Motivation, Physik zu studieren?
,,Ich hab mich im Laufe meiner Schulzeit immer mehr für Naturwissenschaften und insbesondere für die Physik interessiert. Besonders während des Abiturs bin ich über die Schnittstelle mit der Philosophie mehr und mehr mit Physik in Kontakt gekommen. Es hat mich einfach so sehr begeistert, dass ich kaum noch was anderes gemacht habe. Zu der Zeit habe ich mich quer durch die Teilgebiete der Philosophie gelesen, wobei mich besonders die Metaphysik, die Erkenntnistheorie und die Logik fasziniert haben. Insbesondere die historische Entwicklung davon, wie die Menschen versucht haben sich Naturerscheinungen zu erklären, fand ich interessant.
Ich hatte mich zwar in meinem ersten Studiengang für die Informatik entschieden, habe mich aber in meiner Freizeit hauptsächlich mit physikalischen Themen beschäftigt. Dabei habe ich viele Dokumentationen und YouTube-Videos, zum Beispiel von ZDF und Arte, geschaut. Vor allem die zum Verständnis des Universums und zur Klimaforschung begeistern mich heute noch. Die Physik löst in mir eine kindliche Begeisterung aus, alles erkunden und verstehen zu wollen. Dem nachgehen zu können, ist für mich ein großes Privileg und ein Traum, der in Erfüllung geht.’’
Kannst du deine Position an der BUW kurz beschreiben?
,,Aktuell bin ich noch mitten in meinem Bachelorstudium. Bisher haben mir die Experimentalphysikvorlesungen am besten gefallen, weil man dort die Theorie hinter ganz alltäglichen Dingen lernt und man somit ein besseres Verständnis seiner Umgebung bekommt. Ich bin mir noch nicht ganz sicher, in welche Richtung es später einmal für mich gehen wird, aber aktuell finde ich die Fachbereiche Atmosphären- und Astroteilchenphysik besonders interessant.
Nebenbei arbeite ich in der Universitätsbibliothek, wo ich die Bücher zurückstelle. Ansonsten bin ich aktives Mitglied der Fachschaft Physik und der jDPG Regionalgruppe Wuppertal. Bei der Fachschaft war ich im vergangenen Jahr hauptsächlich für die Werbung, also Plakate und Instagram, verantwortlich.’’
Was würdest du einem/einer Studieninteressierten raten, der/die überlegt, Physik an der BUW zu studieren?
,,Lange wusste ich nicht, was man überhaupt mit einem Physikstudium alles beruflich machen kann und damit bin ich bestimmt nicht alleine. Daher würde ich gerne allen Studieninteressierten mitgeben, sich davon nicht abschrecken zu lassen. Wenn man sein Studium nur nach Berufschancen und nicht nach Interessen wählt, wird das einen auf Dauer nur unglücklich machen. Ich spreche da aus Erfahrung. Aber für alle, die sich für einen Werdegang in der Physik oder nach dem Physikstudium interessieren, würde ich hier gerne die Gelegenheit nutzen und ein wenig Werbung machen. Und zwar veranstaltet die jDPG Regionalgruppe Wuppertal ein Junior-Kolloquium, in dem Masterstudierende und Dokotorand:innen einen Einblick in ihren Arbeitsalltag und ihre Forschungsgebiete geben. Auch junge Physiker:innen aus der Industrie werden als Vortragende eingeladen. Ich persönlich finde, dass dieses Junior-Kolloquium eine gute Gelegenheit ist, um sich einen Überblick von den Berufswegen als Physiker:in zu verschaffen. Nähere Informationen über das Junior-Kolloquium stehen auf der Website der Regionalgruppe Wuppertal.’’
Was möchtest du anderen, insbesondere Frauen, in der Physik mit auf den Weg geben?
,,Ich würde gerne alle, aber insbesondere Frauen, dazu ermutigen, sich nicht unterkriegen zu lassen. Es wird immer Menschen geben, die einem erklären wollen, was man kann und was man nicht kann, aber auf solche Menschen sollte man nicht hören. Nur du selber entscheidest, was du mit deinem Leben machst und was du alles erreichen kannst! Und dabei sollte man sich nicht von veralteten Geschlechterrollen aufhalten lassen.’’
Was ist das „Nerdigste“, das du je gemacht hast?
,,Ich habe schon viele ,,nerdige“ Sachen gemacht, aber was das "Nerdigste" davon ist, kann ich nicht sagen. Mit 11 habe ich zusammen mit meiner Mutter mittelalterliche Kleider für die 1000-Jahrfeier meines Heimatdorfes genäht. Danach sind wir oft in Gewandung auf mittelalterliche Feste gegangen, wo ich unter anderem einen Anhänger für eine Halskette geschmiedet habe. Darüber hinaus habe ich noch 10 Jahre lang Bogen geschossen und auch an Turnieren teilgenommen. Und als Kinder haben mein Bruder und ich mit Holzschwertern und Schilden mit Garten gekämpft.’’
Was ist dein Ausgleich in der Freizeit?
,,Als Ausgleich zum Studium gehe ich mit Freunden Bouldern oder spiele mit ihnen Computerspiele, wie zum Beispiel League of Legends, ARK, TFT oder The Forest. Ansonsten gucke ich leidenschaftlich gerne Filme und Serien oder lese Bücher. Aktuell habe ich mir vorgenommen, die Klassiker der Weltliteratur zu lesen.’’
Vielen Dank für das Interview, Wiebke!
,,Mein Name ist Maren Stratmann, ich bin 26 Jahre alt und habe an der Uni Wuppertal Physik studiert. Mittlerweile promoviere ich hier in der experimentellen Teilchenphysik und bin seit fast zwei Jahren dabei.’’
Was macht den Fachbereich Physik an der BUW für dich aus?
,,Der Fachbereich Physik an der BUW ist recht klein, wodurch eine familiäre Atmosphäre entsteht. Man kennt alle Kommiliton*innen des eigenen Jahrgangs und lernt auch leicht Studierende aus höheren Semestern kennen. Auch für die Dozent*innen ist man nicht nur eine Nummer. Ich werde immer noch von einigen Professoren auf dem Flur gegrüßt, bei denen ich vor drei Jahren mal eine Vorlesung gehört habe.’’
Welche Fachrichtung begeistert dich am meisten? - Um was geht es da und was begeistert dich daran besonders?
,,Die experimentelle Teilchenphysik natürlich! Das ist Grundlagenforschung: wir wollen verstehen, welche Eigenschaften die Bausteine der Materie haben und wie sie miteinander wechselwirken. Ich fand das Thema schon immer spannend. Vor dem Studium haben mich vor allem die großen bekannten Themen fasziniert (dunkle Materie? Schwarze Löcher? Raumzeit?), aber mittlerweile finde ich die Detailfragen genauso spannend. Auf der Skala von einzelnen Elementarteilchen funktioniert einfach alles anders als in unserer makroskopischen Welt und trotzdem sind das die Bausteine, aus denen alles besteht. Um das Verhalten dieser winzigen Teilchen zu studieren, braucht es riesige, technisch unglaublich komplexe Experimente und weltweite Kollaborationen. Dass das gelingt, ist eigentlich genau so faszinierend wie die Physik, die da erforscht wird.’’
Woran arbeitest du gerade?
,,An der Messung des differentiellen Wirkungsquerschnitts der Produktion von top-Quarks über t-channel-Prozesse. Analysen in der Teilchenphysik sind oft sehr spezifisch und klingen dann wunderbar kompliziert. Unsere Arbeitsgruppe ist am ATLAS-Experiment beteiligt, das ist eines der vier großen Experimente am LHC dem Teilchenbeschleuniger am CERN. Von dort kommen die Daten, die wir analysieren. Ganz grundsätzlich geht es bei meiner Messung darum, sehr präzise zu messen, wie oft ein bestimmter Prozess am LHC stattfindet und dadurch zu überprüfen, wie gut unsere Theorien die Wirklichkeit abbilden.’’
Mit welchem Klischee möchtest du aufräumen?
,,Man muss kein Mathegenie sein, um Physik zu studieren. Was wirklich wichtig ist, ist, dass man sich nicht von den (am Anfang wirklich manchmal unverständlichen) Formeln abschrecken lässt und an schwierigen Aufgaben auch mal mehrere Tage rumknobelt. Ein Professor hat die Mathematik mal mit Videospielen verglichen: Am Anfang kann einen schon die Steuerung überfordern, aber mit viel Übung wird man richtig gut. Nach fünf Jahren Studium würde ich das so unterschreiben.’’
Was würdest du einem/einer Studieninteressierten raten, der/die überlegt, Physik an der BUW zu studieren?
,,Mir haben bei der Studienwahl persönliche Gespräche mit Leuten aus den jeweiligen Fachgruppen am meisten geholfen. Das war damals bei einer Informationsveranstaltung im Berufskolleg Elberfeld, bei der sich die Fakultäten der Uni vorgestellt hatten. Solche Termine wahrzunehmen, würde ich auch allen Unentschlossenen raten. Informationen im Netz sind gut, Menschen, die auch direkt Fragen beantworten können, sind besser. Und wenn die Entscheidung für das Studium gefallen ist, auf jeden Fall zum Mathe-Vorkurs gehen! Da bekommt man schon viel Handwerkszeug vermittelt und lernt die zukünftigen Kommiliton*innen kennen. Informationen im Netz sind gut, Menschen, die auch direkt Fragen beantworten können, sind besser. Und wenn die Entscheidung für das Studium gefallen ist, auf jeden Fall zum Mathe-Vorkurs gehen! Da bekommt man schon viel Handwerkszeug vermittelt und lernt die zukünftigen Kommiliton*innen kennen.’’
Hast du besonders ,,nerdige’’ Hobbies?
,,Ich spiele seit sechs Jahren in wöchentlichen Pen and Paper Runden, habe drei Semester Schwertkampf im Uni-Sport gemacht und bin immer für eine Partie Magic the Gathering zu haben - kann ich diese Frage mit ja beantworten? Ich habe aber durchaus auch ,,normale’’ Hobbies wie wandern, kochen oder bouldern.’’
Vielen Dank für das Interview, Maren!
’’My name is Veronika Vašíčková. I come from Kroměříž, Czech Republic. I studied Theoretical Physics at the University of St. Andrews in Scotland. Now, I am doing my PhD in the Astroparticle Physics Department with Professor Kampert. I have two dogs, Scott the Labradoodle and Fergus the Irish Wolfhound, and I am married.’’
What was your motivation to study physics?
’’I have always been very curious and I just want to know how the universe works. As my high school progressed, I couldn’t imagine myself doing anything else than studying Physics abroad. Despite everyone telling me that I am bad in Maths and English. Well, to this day I struggle to tell you how much is 39/7. But from the first year at uni, I absolutely loved algebra, analysis and proofs, and if I wasn’t so determined to do Physics, I would have gone on to do Group Theory. And English – just like any language, it only comes with practice.’’
Why did you choose the University of Wuppertal for your PhD?
’’Everything came perfectly together here. I knew I wanted to do Astroparticle Physics, it is a growing field connecting the fundamental building blocks of the universe, particles, and observing the universe itself. Although I studied Theoretical Physics, I took a lot of Astronomy modules (they would be a part of a separate course at my previous university) and I grew very fond of it. Astroparticle Physics combines this theoretical aspect with the observations in the largest, most mysterious lab – the universe. The amazing work that Prof. Kampert and his group are doing for the Pierre Auger Observatory captured me, as well as the project of the Observatory itself. This observatory is the largest of its kind. It looks for particles coming from the universe, like protons (i.e. not light), and can detect particles with the highest energies with unmatched precision. The data we get from it is unique.
I was offered a range of interesting topics to work on and the possibility of going to Argentina and conferences around the world as a part of my job. Prof. Kampert communicated quickly, was very friendly and nothing was a problem (even though I only found out about this opportunity the night before the deadline and was desperately scrambling all the necessary documents). The group seemed super nice and friendly, and I can now confirm it only consists of amazing, welcoming people. Last but not least, I was looking for PhDs across Europe – and Germany offers a lot of security to PhD students, offering an actual employment contract and decent pay :)’’
What are you currently working on?
’’So – we observe particles (think of protons) coming from the universe that have a whole range of energies, from “ok” to “!@?* crazy, absolutely unimaginably huge”. I am interested in energies closer to the “unimaginably huge” end of the spectrum. There, we don’t actually even know what thing in the universe is creating them and sending them to us. Identifying these sources is one of the big goals in the field. Hand in hand with this goes understanding why we see the kinds of particles that we do, what energy they have, what direction they are coming from, and how many particles with each of these properties there are.
And I – I am studying the effect of the magnetic field of the Milky Way on these properties. For a long time, people though it was negligible, but it is turning out it isn’t. Moreover, I am trying to figure out which particles are coming from within the Milky Way and which are coming from other galaxies outside. To do this, I do simulations. I use my own and other people’s code to make my own toy galaxy, introduce a magnetic field (that someone else measured that our galaxy could have), and send in a particle with defined properties. Then I repeat this for many particles. From the resulting data, I extract what would we see if we were observing from a toy earth in the toy galaxy. To do this and not wait months and years for the results, I use the PLEIADES cluster (the supercomputer owned by BUW).’’
What do you want to achieve with your work in physics?
’’I want to expand the understanding that humans have about the universe. I think it’s valuable because the strive for understanding is among the main things that make us human. Maybe my research will go on to cure cancer, like particle accelerators unintentionally did, or maybe it will help solving some unknown crisis in the future – but that would be a side effect, not a primary intention. I always struggle to answer the obligatory question – what is it good for - I don’t know. Yet. It’s interesting and that’s important. As they say in CERN, you can’t invent a lightbulb by improving a candle. Or, another example (not that I would compare my research to that), if you asked Einstein a hundred years ago what is relativity good for, he wouldn’t tell you that you will use it get to aunt Eva’s house in Hamburg, and yet, without relativity, GPS would not work.
And what else do I want to achieve – honestly, I want an interesting, meaningful job that would support my family and an occasional holiday. So fingers crossed.’’
Which stereotype is untrue?
’’That Physicists are ugly, awkward and asocial. In my studies, I met a lot of pretty people, sporty, with lots of hobbies and interests outside Physics. There has always been lots of socialising, parties and pubs but also food and games and hikes and going running together… It’s true that Physics is a hard subject and you do need to work hard, but still, people don’t spend their lives alone, in a dark smelly room. I’m quite happy our current group is also very active and we do a lot of stuff together with colleagues, basically every week.’’
How do you keep your mind off work in your free time?
’’I love hiking in nature and running, and recently I started going to the University’s gym. I care for my two dogs, my sweethearts. I often have a short time period when I start a hobby, get a bit better at it… and then loose interest. Currently, that’s sowing. It used to be gardening, drawing, singing, blending essential oils, playing the clarinet. Lots of stuff.’’
Thank you very much for the interview, Veronika!
,,Hallo, mein Name ist Lena Tarrach und ich promoviere seit April 2022 in der Arbeitsgruppe für Theoretische Chemische Physik an der BUW. Meinen Bachelor und Master habe ich ebenfalls hier abgeschlossen.’’
Was war deine Motivation, Physik zu studieren, bzw. was ist deine Motivation, in der Physik zu arbeiten?
,,Zum Physikstudium bin ich vermutlich zu einem großen Teil durch meine Physiklehrerin in der Oberstufe gekommen. Sie hat damals mein Interesse geweckt, die Natur verstehen zu wollen. Mittlerweile ist meine Motivation, dass ich gerne mit meinem Wissen und meinen erlernten Fähigkeiten etwas verändern möchte. Das kann zum Beispiel Fortschritt in der Forschung, aber auch Entwicklung neuer Technologien sein. Darüber hinaus finde ich meinen Forschungsbereich einfach sehr interessant.’’
Was macht den Fachbereich Physik an der BUW für dich aus?
,,Den Fachbereich Physik an der BUW macht für mich aus, dass alles sehr persönlich ist. Gefühlt kennt hier jeder jeden und alle sind sehr hilfsbereit, egal ob Kommiliton*innen oder Professor*innen. Es war zu Beginn des Studiums dadurch einfacher, Kontakte zu anderen Erstis zu knüpfen und mich mit Studierenden aus höheren Semestern auszutauschen - unter anderem auch durch Veranstaltungen der Fachschaft. Das hat den Studienstart deutlich erleichtert. Zu vielen, mit denen ich damals angefangen habe, zu studieren, habe ich immer noch Kontakt und es sind gute Freundschaften daraus entstanden. Wir haben während des Studiums alle zusammengehalten, insbesondere wenn es um das Bearbeiten von Übungszetteln oder das Durchführen der Praktika ging. Auf der anderen Seite hatte ich auch immer bei Dozent*innen das Gefühl, dass diese sich Zeit genommen haben, unsere Fragen auch außerhalb der Vorlesungen zu beantworten.’’
Was sind deine Forschungsinteressen? Um was geht es da und was begeistert dich daran besonders?
,,Ich interessiere mich besonders für Polymerphysik, weil dort sowohl Konzepte aus der Physik, der Chemie und den Ingenieurswissenschaften vereint werden. In meiner Doktorarbeit simuliere ich ein Modell für ein Elastomernetzwerk, wobei die mikroskopischen Eigenschaften mit makroskopischen Größen verknüpft werden. Das Außergewöhnliche an diesen Elastomernetzwerken ist, dass sie unter Dehnung kristallisieren können. Ein Beispiel für ein Material mit dieser Fähigkeit ist Naturkautschuk. Dieser ist besonders in der Reifenindustrie von Bedeutung. Damit hat meine Arbeit einen vergleichsweise hohen Anwendungsbezug.
Auf Grundlage experimenteller Daten wird dieser sogenannten Dehnungskristallisation ein verstärkender Effekt zugeschrieben. Man kann aber nicht genau sagen, warum das so ist. Des Weiteren werden in der Praxis sogenannte Füllstoffe in das Material gemischt, die ebenfalls verstärkend wirken. Die Fragestellung, an der ich arbeite, ist, was die Gemeinsamkeiten und Unterschiede der beiden Verstärkungsmechanismen sind. Dazu mache ich meine Simulationen. Dort passiert im Prinzip das gleiche wie in einem Experiment: Ein Elastomernetzwerk wird gedehnt. Aus der Konfiguration kann ich z.B. die ,,Stärke’’ und die Kristallinität berechnen, die während eines Experiments gemessen werden. Ich untersuche dann, wie sich verschiedene Parameter auf die berechneten Größen auswirken.
Simulationen in meinem Forschungsbereich können in verschiedenen Größenordnungen stattfinden. Im Gegensatz zu anderen, die mit Finite-Elemente-Methoden auf der Kontinuumsskala simulieren, berücksichtige ich in meinem Modell molekulare Strukturen im Material, aber vernachlässige die atomare Skala. Es ist ziemlich cool, dass sich daraus Materialeigenschaften bestimmen lassen. Generell finde ich es in der Physik sehr spannend, wie gut Vereinfachungen die Natur beschreiben können.’’
Was möchtest du nach deiner Promotion beruflich machen?
,,Langfristig möchte ich in der Industrie weiter forschen und entwickeln. Das geht z.B. in der Chemieindustrie ganz gut. Ich fände es schön, wenn ich zunächst noch weiter etwas mit der Physik zu tun habe und insbesondere mit meinem aktuellen Forschungsbereich. Nach meiner Promotion überlege ich zunächst einen Post-Doc zu machen, also als wissenschaftliche Mitarbeiterin an einem Forschungsinstitut arbeiten, weil ich mein Wissen zu Polymeren gerne erweitern möchte. Da dieser Bereich sehr vielfältig ist, habe ich das Gefühl, noch viel lernen zu können und würde mich gern neben der Theorie mal mit Experimenten beschäftigen. Grundsätzlich hat man als Physiker*in sehr viele berufliche Möglichkeiten nach dem Studium. Dementsprechend kann sich meine Ansicht dazu noch ändern.’’
Mit welchen Klischee möchtest du aufräumen?
,,Ich möchte aus der Welt schaffen, dass Physik hauptsächlich mit Männern assoziiert wird. Unter anderem aus diesem Grund gibt es die ,,Physikerin des Monats’’. Ich wünsche mir, dass die Arbeit von Physikerinnen genau so gewürdigt wird wie die von Physikern und, dass sich durch Sichtbarmachung von Physikerinnen mehr Mädchen und (junge) Frauen trauen, diesen Karriereweg einzuschlagen.’’
Möchtest du den Studierenden und Studieninteressierten sonst noch etwas mitgeben?
,,Physik studieren ist toll, weil es einem ermöglicht, die Natur zu einem gewissem Grad zu verstehen. Außerdem erwirbt man viele Fähigkeiten, die einem die Türen zu verschiedensten Berufsfeldern öffnen. Das Physikstudium ist sicher nicht das einfachste, aber ich glaube, dass man es gut schaffen kann, wenn man Interesse hat und diszipliniert ist. Meiner Erfahrung nach ist es dabei egal, ob man Physik bereits in der Oberstufe hatte oder eben nicht. Man sollte sich nicht zu schnell von anderen einschüchtern lassen und besser eigene Erfahrungen sammeln. Des Weiteren würde ich raten, die Angebote der Fachschaft wahr zu nehmen, um sich mit anderen zu vernetzen. Auch ist es wichtig, keine falsche Scheu zu haben, anderen Fragen zu stellen oder diese um Rat zu fragen - seien es Studierende oder Dozent*innen.
Wenn man im Studium schon etwas fortgeschritten ist, lohnt es sich, die Bachelorbörse zu besuchen. Dieses Angebot hat mir damals sehr geholfen. Da sich alle Arbeitsgruppen vorgestellt haben, habe ich auch die kennengelernt, zu denen ich bis dahin keinen Kontakt durch Vorlesungen, Übungen oder Praktika hatte. Das hat mir die Entscheidung erleichtert, eine Arbeitsgruppe für die Bachelorarbeit zu finden, und ich bin bis heute dort geblieben.
Abgesehen davon würde ich empfehlen, die Zeit während des Studiums zu nutzen, um neue Dinge auszuprobieren. Vermutlich ergibt sich nach dem Studium nicht mehr so einfach die Gelegenheit. Ich habe zum Beispiel einen Sprachkurs in Russisch am Sprachlehrinstitut der BUW besucht und im Master im Rahmen des ERASMUS+-Programms ein Semester an der Stockholms universitet verbracht. Beides kann ich nur weiterempfehlen.’’
Vielen Dank für das Interview, Lena!
,,Hi, ich heiße Johanna, bin 27 Jahre alt und komme aus Wuppertal. Ich habe mein ganzes Physikstudium an der Bergischen Universität Wuppertal absolviert, mit der Ausnahme eines Auslandssemesters in Schweden.
Aktuell bin ich im 2. Jahr meiner Promotion in der experimentellen Teilchenphysik an der BUW. Meine Forschungsarbeit beschäftigt sich mit der Analyse von Daten, die am ATLAS Detektor am CERN aufgenommen wurden. Auf dem Foto sieht man mich auf dem ATLAS Collaboration Meeting dieses Jahr in Vancouver, wo ich meine Arbeit vorgestellt habe.’’
Was ist/war deine Motivation, Physik zu studieren?
,,Das hat sich so im Laufe der Schulzeit entwickelt. Ich hatte immer eine Affinität für Zahlen, analytisches Denken und war sehr gut in Mathe. Erst in der Oberstufe hat sich dann meine Leidenschaft für Physik entwickelt, nicht zuletzt dank eines hervorragenden LK-Lehrers.
Allgemein mag ich es, Dingen auf den Grund zu gehen und diese im Detail zu verstehen. Was mich an der Physik fasziniert, und am Ende auch vom Physikstudium überzeugt hat, ist die Tatsache, dass man nicht einfach stumpf Sachen auswendig lernt, sondern einen Satz an ,,Grundwerkzeugen“ lernt. Mit Hilfe weniger Konzepte, sei es z.B. Energieerhaltung, kann man teils super komplizierte Probleme lösen. Oft muss man da auch mal um die Ecke denken und sich länger mit einer Sache beschäftigen. Diese analytische und organisierte Herangehensweise finde ich sehr cool.’’
Welche Fachrichtung begeistert dich am meisten? - Um was geht es da und was begeistert dich daran besonders?
,,Mich hat es in die experimentelle Teilchenphysik verschlagen. Am Large Hadron Collider (LHC) am CERN werden Teilchen auf nahezu Lichtgeschwindigkeit beschleunigt und aufeinander geschossen. In diesen Kollisionen werden unzählige neue Teilchen erzeugt, die in riesigen Detektoren, z.B. dem ATLAS-Detektor, gemessen werden können. Durch die Analyse dieser Teilchen und deren Kinematiken kann man viel über die grundlegendsten Bestandteile unseres Universums, die Elementarteilchen, lernen.
Generell hat mich die Teilchenphysik gefesselt, weil sie trotz all ihrer Komplexität am Ende des Tages auf wenige Grundprinzipien, wie Energie- und Impulserhaltung, runter zu brechen ist. Die Arbeit in einer großen Kollaboration wie ATLAS finde ich super cool. Ich arbeite wirklich gerne im Team und finde es spannend, mitzuerleben wie die verschiedenen Zahnräder ineinander greifen. Man arbeitet mit Physiker:innen auf der ganzen Welt zusammen, was ich an der Forschung sehr schätze.’’
Woran arbeitest du gerade?
,,Ich analysiere Daten die zwischen 2015 und 2018 am ATLAS Detektor am LHC aufgenommen wurden. Meine Arbeit beschäftigt sich mit der präzisen Vermessung eines ,,Standardmodelprozesses’’, d.h. es geht um einen Prozess innerhalb unserer anerkannten, gängigen Teilchenphysik-Theorie. Ganz genau geht es hierbei um das W-Boson, was ein Austauschteilchen der schwachen Wechselwirkung ist. Das kurzlebige Teilchen zerfällt bevor es im Detektor gemessen werden kann, in meinem Fall in ein Muon und ein Muon-Neutrino (aber auch andere Zerfallskanäle sind möglich). Herausforderungen in dieser Arbeit sind unter Anderem die Abschätzung von Hintergrundprozessen oder systematischen Unsicherheiten sowie das sogenannte ,,Unfolding“. Letzteres bedeutet, dass man die Effekte der Messung durch den benutzen Detektor heraus rechnen möchte, um eine universell vergleichbare Aussage über die Wahrscheinlichkeit für die Produktion eines W-Bosons an Teilchen-Kollidern treffen zu können.’’
Was möchtest du nach deinem Physikstudium beruflich machen?
,,Wie es nach der Promotion für mich weiter geht, weiß ich noch nicht genau. Generell finde ich, dass man das Leben nicht durch planen kann und es einfach ,,passiert’’. Hätte ich früher gedacht, dass ich jetzt mal einen Doktor in Physik mache? Auf gar keinen Fall! Aber hier bin ich ;) Und die Forschungsarbeit macht mir wirklich sehr viel Spaß. Generell würde ich gerne weiterhin etwas im Bereich Data Science machen, da es mich fasziniert und anspornt, ,,Sinn in einen Haufen Zahlen zu bringen’’. Aber das kann am Ende des Tages in ganz unterschiedlichen Bereichen sein, sei es in der Teilchenphysik oder Industrie. Cool fände ich auch Datenanalyse im Bereich Profifußball.’’
Was ist dein Ausgleich in der Freizeit?
,, Ich spiele mit großer Leidenschaft seit vielen vielen Jahren in einer Bezirksligamannschaft Fußball und gehe auf viele Metal/Punk-Konzerte. Beides ist ein hervorragender Ausgleich zur Forschungsarbeit, wo man sehr viel am Schreibtisch sitzt. Es tut mir wirklich gut, sich körperlich komplett auszupowern oder in der Musik zu verlieren, um so den Kopf regelmäßig wieder zu „resetten“.’’
Was möchtest du anderen, insbesondere Frauen, in der Physik mit auf den Weg geben?
,,Lasst Euch nicht unter kriegen und tretet selbstbewusst auf, Ihr macht einen viel besseren Job als ihr denkt! Gerade wir Frauen tendieren dazu, uns selbst zu unterschätzen oder runter zu spielen. Das Physikstudium, oder sogar eine Promotion, ist wirklich nicht leicht und Du kannst stolz auf Dich sein!’’
Vielen Dank für das Interview, Johanna!
,,Hallo! Mein Name ist Julia Besproswanny und ich bin Physik-Masterstudentin an der Uni Wuppertal in meinem letzten Semester. Mein Schwerpunkt ist die experimentelle Festkörperphysik. Speziell arbeite ich mit Tieftemperatur-Rastertunnelmikroskopie an aktuellen Forschungsthemen mit. Daneben arbeite ich seit dem Bachelor als studentische bzw. wissenschaftliche Hilfskraft und habe damit praktische Erfahrung sowohl in der Teilchen- als auch Festkörperphysik und in der Lehre gesammelt. Mehrere Jahre war ich außerdem in der Fachschaft aktiv und habe mitgeholfen, neue Studierende der Physik an der Universität zu begleiten und Veranstaltungen zu organisieren.’’
Was ist deine Motivation, in der Physik zu arbeiten?
,,Die Arbeit als Physiker*in kann sehr erfüllend sein, wenn man sich vor Augen hält, dass man ein wichtiger Teil in der Vorantreibung der Wissenschaft ist. Und genau das ist eine große Motivation für mich. Die Forschung, die wir als Physiker*innen betreiben, ist nicht nur Grundlagenforschung als Selbstzweck, sondern trägt auch maßgeblich dazu bei, das Leben der Menschen zu beeinflussen. Ich hoffe, dass meine Forschung einen positiven Beitrag zur Gesellschaft leistet. Aber ich muss dazu sagen, dass es mir auch einfach Spaß macht und ich in meinem eigenen Leben einen Job haben möchte, an dem ich Freude habe und mich ständig fortbilden kann.’’
Was mochtest du besonders an dem Studium?
,,Das Physikstudium ist zwar einerseits sehr anstrengend, aber es macht auch einfach Spaß. Man lernt so viel neues in jedem Semester, es wird nie langweilig und man kann das Gelernte schnell auch auf alltägliche Phänomene anwenden. Und das, ohne viel auswendig lernen zu müssen! Es geht in der Physik vor allem ums Verständnis, und das ist einer der größten Vorteile für mich. Es ist immer ein unglaublich gutes Gefühl, wenn man lange über ein Problem oder eine Fragestellung nachdenkt, und schließlich einen Aha-Moment hat und die Zusammenhänge deutlich werden.
Und nicht zuletzt ist das Physikstudium sehr kooperativ. Man arbeitet immer mit seinen Kommilliton*innen zusammen, lernt zusammen, teilt Erkenntnisse und Ergebnisse. Ich habe keine Konkurrenzkämpfe erlebt, im Gegenteil waren alle immer sehr hilfsbereit. Das ist im Studium sehr viel wert.''
Woran arbeitest du gerade?
,,Momentan forscht meine Arbeitsgruppe, die experimentelle Festkörperphysik unter Professor Hemker-Heß, in Kooperation mit dem IFW Dresden an einem neuartigen Quantenmaterial, welches das Potential hat, ein topologischer Supraleiter auch bei relativ hohen Temperaturen zu sein. Durch Rastertunnelmikroskopie und -spektroskopie hoffen wir, die topologischen und supraleitenden Eigenschaften des Materials vermessen zu können und zu verstehen, wie die elektronischen Mechanismen dahinter funktionieren.
Topologische Supraleitung ist interessant für die Forschung, weil sie ein vielversprechendes Konzept für die Realisierung von Qubits in Quantencomputern ist. Damit hoffe ich, einen kleinen Beitrag zum technologischen Fortschritt in diesem Bereich leisten zu können.''
Was möchtest du nach deinem Physikstudium beruflich machen?
,,Zuerst werde ich einen PhD zu dem eben beschriebenen Forschungsthema machen. Was ich anschließend machen werde? Da möchte ich ganz ehrlich sein: ich weiß es noch nicht.
Obwohl ich mich bereits bei verschiedenen Veranstaltungen über mögliche Karrierewege informiert habe, ist es nur schwieriger geworden, mich zu entscheiden. Einer Physikerin stehen so viele Wege offen, und alle haben ihre Vor- und Nachteile. Auf eine Sache hoffe ich aber: ich möchte mich in meinem zukünftigen Beruf weiterhin hauptsächlich mit Physik beschäftigen, denn das ist noch lange nicht bei allen studierten Physiker*innen der Fall.''
Welche Rolle spielen Frauen in der Physik für dich?
,,Frauen in der Physik spielen die gleiche Rolle, wie Männer in der Physik. Oder eher gesagt, sie sollten es. Als ich mit dem Physikstudium angefangen habe, gab es an unserer Uni noch keine Physikprofessorin. Ich habe aber auf Tagungen schon viele kennengelernt, und sie sind genauso kompetent, wie ihre männlichen Kollegen. Auch bei den Physik-Nobelpreisen sieht es noch nicht so gut aus mit der Geschlechterverteilung. Das führt leider oft dazu, dass viele Menschen glauben, Frauen wären weniger für die Arbeit in der Physik geeignet oder haben allgemein kein Interesse. Das wiederum bewirkt, dass viele junge Frauen sich kein Physikstudium zutrauen oder zutrauen wollen.
Ich möchte einfach, das Frauen in der Physik genauso normal sind, wie Männer. Und jede Physikerin mehr ist ein guter Schritt in die richtige Richtung. Wir zeigen allen, dass es keine Rolle spielt, welches Geschlecht man hat, und das ist gut so. Bis das aber alle eingesehen haben, freue ich mich über Aktionen, die unsere Sichtbarkeit in der Forschung fördern und mehr jungen Frauen und Mädchen die Physik näher bringen!''
Was würdest du einem/einer Studieninteressierten raten, der/die überlegt, Physik an der BUW zu studieren?
,,Der größte Vorteil der Physik in der Uni Wuppertal ist, dass sie relativ klein ist und es nicht so viele Studis gibt. Jeder kennt jeden, alle unterstützen einander. Man ist auch für die Professor*innen nicht nur ein Gesicht unter vielen und die Türen stehen meist für Fragen offen. Wenn man also Wert auf eine gute persönliche Betreuung legt, dann ist die BUW die richtige Wahl. Ich jedenfalls bereue meine Entscheidung kein Bisschen :)''
Vielen Dank für das Interview, Julia!
’’My name is Chloé Gaudu and I am a 23 years old French native, from the west region of France called ’’Bretagne’’. I moved to Karlsruhe, Germany for the first time in March 2022 for my 2nd internship during my Master's degree (an equivalent to 6-month long Master thesis), and moved to Wuppertal during August 2022 while finishing writing my thesis just before starting my PhD.
The topic of my Master thesis was ’’Test of quarkonium production in event generators for extensive air shower simulations’’, which is technically at the interface between particle and Astroparticle Physics. The work I was doing back then could have applied to either fields but it was meant to observe the effects of a modified hadronic interaction model on the prompt muon production from air showers, so I would say it was already in the scope of Astroparticle Physics.
I now work in the Astroparticle physics group under the supervision of Karl-Heinz Kampert, since September 2022. You can find my office in F.11.06 by the way if you ever want to meet me. I am part of the Pierre Auger Collaboration and a fresh member of the Corsika (COsmic Ray SImulations for KAscade) 8 development team. Affiliation-wise I am also a member of the project SFB1491 (Cosmic Interacting Matter), which is funded by the German Research Association, working with other members from TU Dortmund and RU Bochum. I mostly collaborate with physicists not located in Wuppertal since my work topic is very specific is at the interface between theoretical and experimental expertise; very few of us are involved within the community of hadronic interaction models.’’
What was your motivation to work in physics?
’’I really fell into the field of Sciences since I was younger. My parents really wanted for me to build a scientific luggage to allow me the best entry in life one can have. I think deciding to work in Physics started by an exclusion decision: I never really liked non-hard Sciences or Biology. I really enjoyed Mathematics up to a certain extend and tried out Chemistry which peeked my interest but was not fitting my profile in the end. I feel at ease with computers and try to avoid hardware problems in my daily life. I enjoy the logic calculations that one needs to undergo when writing algorithms. Out of these things, Physics is the field that matches best my workflow.
I would like for my work contribution in Physics to be help understand long-standing problems. I am currently part of a group of people trying to solve what we call the ’’Muon puzzle’’ where simulations and experimental results from different experiments over the world do not agree on the muon content in air showers (muons are a type of elementary particle).’’
How did you get to the University of Wuppertal for your PhD?
’’I studied Sciences throughout high school, which lead me to do a Physics and Chemistry Bachelor degree at Nantes Université, in France, and discovered my liking for hadronic interaction models when working under the supervision of Klaus Werner, in Nantes, for my 1 month-long internship where I worked on electron-positron interactions with a model called EPOS. While studying, I always really enjoyed Quantum Mechanics and my programming courses/projects. This inspired me to continue in Physics with a Physics Master degree in the same university. It was a big challenge for me to go from my hybrid background to a more theoretical Physics study program. During my Master, I had the opportunity to undergo two internships and continue working with EPOS, first under Klaus' supervision in Nantes for 2 months but later under Tanguy Pierog's supervision in Karlsruhe, Germany. This was my first time in Germany and this internship opened for me the opportunity to apply for my current position in Wuppertal to work in the Astroparticle physics group of Karl-Heinz Kampert. Back then I had another offer for a PhD position in particle physics, but the idea of another challenge weighted in favour of coming to Wuppertal and give the best of myself to succeed in yet another specialty!’’
Which field of physics excites you the most? - What is it about and why are you interested in it?
’’If you ask my friend or family, they would wonder how I ended up working in Astroparticle physics. I am in my heart a Particle physicist which had an opportunity to sway slightly from this field with a PhD position at Wuppertal. This position is nonetheless almost a perfect fit with my skills and career wishes. What is attractive and exciting with Astroparticle physics compared to other Physics fields is that it is a relatively young field and there is a lot of unsolved questions. Since I started working here, I really dipped into more astrophysics-related topics which never so much interested me before. For example, I find myself looking at the sky survey for different experiment, or debated regarding the Hubble constant tension, as well as being all excited about some alerts I come across on Twitter for neutrino detection. On the other side, from my particle physics background, I am really excited by any LHC-physics (LHC refers here to the Large Hadron Collider) and mostly the study of charm particles!’’
What are you currently working on?
’’Without going in too much details: there are established state-of-the-art models such as EPOS-LHC, Sibyll 2.3d or QGSJet-II.04 which are used by Astroparticle physicists to describe the hadronic interactions within air showers (air showers are phenomena that are created when a cosmic ray, particle of unknown origin, interacts with the Earth's atmosphere). All of these models were written by different teams and follow various initial assumptions and still somehow agree together. There is nonetheless a discrepancy between what these models simulate and what is observed by the physics experiments when it comes to observation of muons.
Understanding the properties of extensive air showers (EAS) is of prime importance for extracting the properties of ultra high-energy cosmic rays from data, such as collected by the Pierre Auger Observatory. Inferring their primary energy and, most importantly, their primary mass relies on detailed comparisons of EAS measurements with corresponding air shower simulations. One of the key shower observables is the number of produced muons.
The "muon puzzle" is a discrepancy observed between the predicted and measured muon production in EAS that starts at the TeV scale and increases with energy. Here, what one refers to with predicted muon production is the outcome of simulation codes, such as Corsika.
The largest uncertainties in air shower simulations are caused by limited knowledge of hadronic interactions at high energies. To assess the effect of such uncertainties, different hadronic interactions models are applied in EAS simulations, each of them being tuned to accelerator data. In other words, modifying these hadronic interaction models could bring us closer to a more accurate description of air showers in better agreement with the experimental results. If you want to read more about it I can recommend you a very detailed paper (Astrophys.Space Sci. 367 (2022) 3, 27) which goes into more details on our take to solve this puzzle.
At the moment I am investing myself in testing another hadronic interaction model, Pythia8, using the Rivet analysis framework, while trying to implement a new feature to compute hadron-nucleus interactions and better describe the development of air showers. My objective is to bring into the community this new model, which offers yet another set of initial assumption to pin point what could be implemented next, to help solving this "Muon puzzle". In a way, "the more the merrier" I would say!
My current work is indirectly related to what is done by the Pierre Auger Observatory as of now. I am mostly working with with individual hadronic interaction models, my own Rivet analyses and comparing these simulations to LHC/SPS accelerator datasets. At a later time, I will get involved further in the collaboration and share my Rivet framework and analysis results for air shower observables. I will be able to compare the outcome of my simulations against non-public experimental datasets provided by the observatory.’’
What makes Wuppertal attractive for you to work here?
’’Wuppertal is quite a large city hosting a very young university surrounded by giants such as Dortmund, Düsseldorf or Köln. This makes living and working in Wuppertal very cozy in a way. Everyday it takes me about 15 minutes by foot to get into the office, climbing the stairs below the Mensa all the way to the F building with the forest vibe. I find this to be a great start of my working day compared to daily commutes using the bus or train. Not only the scenery of the hill campus is very welcoming for me, but the Astroparticle physics group is also very tight together which makes me happy to work with them here, in Wuppertal.’’
What do you want to give other physics students, especially female students, with on their way?
’’The physics community is really trying to give equal opportunity to students from any genders. As a female scientist, I feel that I have as much to prove as my peers whatever their gender. If I had to give a piece of advice to all female students which wish to pursue a career in Physics is to not be intimidated and give it all! Physics like other scientific fields are welcoming to all.’’
How do you keep your mind off work in your free time?
’’From there you've got to know a lot about me and my scientific career and from there I am planning on breaking (maybe?) some stereotypes. I have very few hobbies in which I invest the entirety of my free time. I really enjoy playing video games at a competitive level. I am a very big first person shooters player such as Valorant, Apex Legends or Counter Strike. I enjoy watching e-sports online and attending tournaments whenever I can. On another hand, I am a foodie and enjoy traveling a lot to discover different cuisine around Europe so far. I would love to explore Scandinavian countries during my next vacations!’’
Thank you very much for the interview, Chloé!
,, Hallo, ich heiße Ronja van Luijt, bin 22 Jahre alt und studiere seit 2018 Physik hier an der BUW. Mittlerweile bin ich im Master mit dem Schwerpunkt Atmosphärenphysik und möchte demnächst meine Master-Thesis anfangen. Außerdem arbeite ich als WHF in der Arbeitsgruppe Atmosphärenphysik.’’
Was war deine Motivation, Physik zu studieren?
,,Ich fand den Physikunterricht in der Schule schon immer recht spannend, aber erst mein Physiklehrer in der Oberstufe hat meine Begeisterung für Physik so richtig verstärkt. Sein Unterricht war lustig und lehrreich. Er hat mir gezeigt, dass man mit Physik viele Naturphänomene, die man im Alltag beobachtet, erklären kann und dass gleichzeitig immer wieder neue Fragen entstehen. Das finde ich faszinierend.’’
Warum hast du dich für das Studium an der BUW entschieden?
,,Eigentlich habe ich mich erstmal für die BUW entschieden, weil sie nah an meinem Heimatort liegt und der Studiengang Physik hier nicht zu groß ist. Als ich dann hier angefangen habe, habe ich bemerkt, dass auch viele andere Aspekte für das Studium hier sprechen: Die interessante Auswahl an Vorlesungen, wie zum Beispiel im Bereich Atmosphärenphysik, Angebote wie das Kolloquium montags und auch spannende Schwerpunkte im Master. Im letzten Semester war ich in Stockholm im Rahmen eines Auslandssemesters. Dort gibt es nicht den Schwerpunkt Atmosphärenphysik, sondern einen separaten Meteorologiestudiengang, der aber auch sehr interessante Vorlesungen hatte.’’
Was magst du besonders am Studium an der BUW?
,,Es ist toll, mit welcher Begeisterung die Dozenten ihre Vorlesungen halten und zeigen, dass sie ihren Fachbereich lieben. Besonders hat mir immer das Experimentieren gefallen, vor allem in den Anfängerpraktika. Die sind zwar immer mit viel Arbeit verbunden, aber man lernt viel Neues oder versteht Gelerntes nochmal besser dadurch, dass man selber etwas macht.’’
Welche Fachrichtung begeistert dich am meisten?
,,Am meisten interessiert mich natürlich die Atmosphärenphysik. Man lernt viel zum Beispiel über Modelle, die das Klima oder auch Transportwege in der Atmosphäre modellieren. Außerdem hat man einen sehr direkten Bezug zu Themen, von denen man im Alltag schon oft gehört hat, zum Beispiel die Entstehung des Ozonlochs, den Effekt von CO2 oder Methan auf das Klima usw. Gerade auch wegen Vorlesungen zum Klimawandel denke ich, dass die Atmosphärenphysik ein wichtiger Bereich der Physik ist.’’
Woran arbeitest du gerade?
,,Gerade bereite ich mich auf meine Masterarbeit vor und mache dazu ein paar Tests an einem Gaschromatograph/Massenspektrometer-Gerät, welches in einem Flugzeug montiert werden kann und Luftproben während des Flugs sammelt und direkt analysiert. Diese Luftproben werden zum Beispiel auf chlorierte Substanzen untersucht, die unter anderem durch den asiatischen Monsun in höhere Schichten der Atmosphäre kommen können und auch zum Abbau des Ozons führen. In dem demnächst anstehenden Projekt wird daher untersucht, wie sich die erwähnten Substanzen in bestimmte Richtungen ausbreiten. Dafür werden im Sommer Flüge von Bayern und Alaska aus gemacht. Obwohl ich selber wahrscheinlich nicht fliegen werde, darf ich mit nach Bayern und Alaska, um mich vor und nach den Flügen um das Gerät zu kümmern und eine erste Datenauswertung zu machen. Darauf bin ich schon sehr gespannt.
Generell mache ich gerne experimentelle Arbeiten, da man selber Messungen durchführen kann und auch mal etwas zusammenbaut oder repariert.’’
Was möchtest du nach deinem Studium machen?
,,Da mir die Forschung und wie gesagt das experimentelle Arbeiten sehr viel Spaß macht, würde ich gerne nach Abschluss meines Masters weiter in der Atmosphärenphysik bleiben und promovieren. Davor habe ich Respekt, freue mich aber auch darauf. Hier in Wuppertal gefällt es mir sehr gut. Bei meinem Aufenthalt in Stockholm für ein halbes Jahr habe ich aber auch bemerkt, dass es noch viele andere spannende Projekte in der Atmosphärenphysik gibt. Daher bin ich mir noch nicht sicher, wo ich promovieren möchte. Generell könnte ich mir dann auch vorstellen, nach der Promotion weiter in der Uni zu bleiben und eine akademische Laufbahn einzuschlagen.’’
Was möchtest du anderen, insbesondere Frauen, in der Physik mitgeben?
,,Ein Physikstudium kann natürlich manchmal anstrengend und herausfordernd sein und ist nicht für jeden etwas, aber manchmal denke ich, dass dieser Gedanke, dass es „vor allem als Frau“ schwierig ist, so einige physikinteressierte Frauen davon abhält, Physik zu studieren. Daher sollte man diesen Gedanken meiner Meinung nach loswerden. Natürlich ist der Frauenanteil im Physikstudium deutlich kleiner, aber das macht es nicht schwieriger, Physik zu studieren. Vielleicht wird der Frauenanteil ja größer, wenn mehr Frauen sich trauen, ein Physikstudium zu machen. Viele denken wahrscheinlich auch, dass man ein absoluter Nerd sein muss, um Physik zu studieren, aber ich würde sagen, man muss vor allem begeisterungsfähig sein und bereit, Probleme logisch anzugehen. Diese Eigenschaften sind meiner Meinung nach unabhängig vom Geschlecht.’’
Was ist dein Ausgleich in der Freizeit?
,,Ich gehe abends nach einem langen Tag in der Uni gerne Sport machen, zum Beispiel zu diversen Angeboten des Unisports. Außerdem bin ich gerne draußen in der Natur und bin daher am Wochenende oft in der Umgebung wandern oder Fahrrad fahren.’’
Vielen Dank für das Interview, Ronja!
Auf dem Foto sieht man Ronja neben dem HAGAR-V(High Altitude Gas AnalyzeR – five-channel version)-Gerät, was in ein Flugzeug eingebaut wird und in-situ Messungen macht. Im unteren Teil sieht man das Gaschromatograph/Massenspektrometer Modul, mit welchem sie sich beschäftigt. Im Hintergrund zwischen Ronja und dem Gerät steht eine Gasflasche mit einem bekannten Gasgemisch zur Kalibration des Geräts.
,,Hallo, ich bin Jana Günther. Ich bin in Wuppertal geboren, habe an der Bergischen Universität Physik studiert und 2017 meinen Doktortitel erworben. Danach habe ich als post-doc in Regensburg und Marseille gearbeitet und bin seit 2021 Junior-Professorin für theoretische Teilchenphysik an der Uni Wuppertal.’’
Was war deine Motivation, Physik zu studieren?
,,Während meiner Schulzeit, insbesondere der Oberstufe, hatte ich tatsächlich zwei sehr unterschiedliche Interessenschwerpunkte. Das waren zum einen Mathematik und Physik (meine Leistungskurse) und auf der anderen evangelische Religion. Nach dem Abi musste ich mich dann entscheiden, in welche Richtung ich gehen wollte. Mir war recht schnell klar, dass ich ein technisches oder naturwissenschaftliches Studium machen wollte. Vor allem kam es mir einfacher vor, Hobbies im Bereich der Gemeindearbeit zu finden (ich war damals schon und bin bis heute ehrenamtlich in einer Gemeinde aktiv) als Physik oder Mathe als Hobby zu machen. Allerdings waren mir die genauen Unterschiede zwischen den verschiedenen Fächern wie Sicherheitstechnik, Elektrotechnik, Maschinenbau und Physik gar nicht so klar. Zunächst habe ich tatsächlich ein Elektrotechnik-Studium in Erwägung gezogen. Zu der Zeit wurden an der Uni Wuppertal Schülervorlesungen in theoretischer Physik angeboten, die ich besucht habe. Von dem Dozenten wurde mir geraten, lieber Mathematik oder Physik zu wählen, da es leichter sei, zu den Ingenieursfächern zu wechseln als anders herum. Daher habe ich mich schließlich für Mathematik und Physik eingeschrieben. Da mir in der Schule Mathe immer mehr lag, war ich mir gar nicht so sicher, ob ich mir ein Physikstudium überhaupt zutraue. Nach ein paar Wochen an der Uni war mir jedoch klar, dass Physik für mich viel besser ist als Mathe und dann bin ich dabei geblieben.’’
Was sind deine Forschungsinteressen? - Um was geht es da und was begeistert dich daran besonders?
,,Ich arbeite in der Elementarteilchenphysik. Das heißt, ich will verstehen, wie unsere Welt auf den kleinsten Skalen funktioniert. Mich fasziniert das Konzept, dass wir - theoretisch - alles was passiert aus ein paar Formeln und Input-Parametern beschreiben könnten. Praktisch sind wir davon allerdings noch weit entfernt. Aus diesem Grund konzentriere ich mich auf die starke Wechselwirkung, die ich mit den Methoden der Gitter-QCD (Quantenchromodynamik) untersuche. Diese Methode erlaubt es mir, systematisch verbesserbare Ergebnisse mit einem zuverlässigen Fehler zu produzieren. Somit weiß ich zumindest, dass meine Ergebnisse belastbare Vorhersagen sind, auch wenn ich noch nicht alles ausrechnen kann, was ich möchte.
Ich konzentriere mich auf das Phasendiagramm der QCD. Dies wird im Moment experimentell an verschiedenen großen Beschleunigern untersucht. Allerdings benötigt man solide theoretische Vorhersagen, um die Messergebnisse zu interpretieren. Dies macht für mich einen weiteren Teil der Faszination meines Arbeitsgebietes aus: Ich habe die Möglichkeit, zum Verständnis unser Welt beizutragen, und das unter Verwendung von sehr zuverlässigen Methoden.’’
Mit welchem Klischee möchtest du aufräumen?
,,Ich würde gerne mit dem Klischee aufräumen, dass Physiker*innen den ganzen Tag alleine in einem Zimmer sitzen und an der Tafel oder mit Zettel und Papier rechnen. Ein Großteil unserer Arbeit ist in internationalen Kollaborationen organisiert und viel davon passiert am Computer. Das Rechnen mit Zettel und Papier ist eher ein kleiner Teil, auch wenn ich mich fast immer freue, dazu mal wieder die Gelegenheit zu haben.’’
Was ist das „Nerdigste“, das du je gemacht hast?
,,Ich habe mal mit Tinte und Feder auf DinA1-Papier den Stammbaum der Königshäuser von Gondor aus dem Herrn der Ringe gezeichnet und aufgehängt. Außerdem habe ich mal auf einem Formelzettel für die Analysis 2-Klausur, als ich noch eine halbe Seite platz hatte, den Anfang vom Herr der Ringe geschrieben. Ich bin wirklich ein großer Fan ;) .’’
Was möchtest du anderen, insbesondere Frauen, in der Physik mit auf den Weg geben?
,,Man sollte keine Angst haben zu einer Veranstaltung (einem Workshop, einem Verein oder ähnlichem) zu gehen, die einen interessiert, nur weil es untypisch ist und man möglicherweise die einzige Frau (oder der einzige Mann) ist. In den allermeisten Fällen fühlt man sich trotzdem wohl. Man hat ja schon ein verbindendes Interesse. Falls nicht, geht man halt nicht wieder hin. Man sollte sich nur nicht bereits im Voraus abschrecken lassen. Gleichzeitig kann man natürlich, wenn man selbst etwas organisiert, sich kurz Gedanken dazu machen, wie man dafür sorgt, dass sich möglichst alle willkommen fühlen.’’
Was würdest du einem/einer Studieninteressierten raten, der/die überlegt, Physik an der BUW zu studieren?
,,Ich würde dazu raten, einen Mathematik-Leistungskurs zu wählen (tatsächlich noch mehr als zu Physik, auch wenn dass natürlich auch hilfreich ist) und schon einmal zu versuchen, Kontakt zur Uni aufzunehmen. Dies geht entweder über eins der vielen Angebote, wie SommerUni, Schülerinfotage, Tag der offenen Tür, Girl's Day etc. oder indem man sich einfach mal in der Fachschaft meldet. Da gibt es überall Leute, die gerne erzählen, wie das Studium so ist und worauf man achten sollte. Mich kann man natürlich auch gerne fragen. Im Allgemeinen kann ich sagen, dass der wahrscheinlich größte Vorteil von Wuppertal ist, dass wir eine sehr individuelle Betreuung anbieten können. Dies erlaubt es auch, schon sehr früh in die verschiedenen Forschungsgruppen hineinzuschnuppern. Z.B. sind Bachelorarbeitsthemen meistens sehr individuell ausgesucht und selten Standardthemen, die schon x-Mal bearbeitet wurden.’’
Vielen Dank für das Interview, Jana!
,,Mein Name ist Minori Nohara und ich studiere Physik im Kombi B.A. an der BUW. Im zweiten Fach studiere ich Philosophie und bin zudem als studentische Hilfskraft am Interdisziplinären Zentrum für Wissenschafts- und Technikforschung (IZWT) tätig. Dort unterstütze ich im Graduiertenkolleg 2696 Promovierende in der Fertigstellung ihrer Dissertationen, welche unter anderem im Bereich der Wissenschaftsphilosophie/Philosophie der Physik zu verorten sind.’’
Was war bzw. ist deine Motivation, Physik zu studieren?
,,Ich habe mich für die Kombination aus Physik und Philosophie entschieden, weil ich gehofft hatte, dadurch ein umfassendes Bild der Welt zu erhalten. Es erschien mir sinnvoll, die beiden ältesten und grundlegendsten Fächer ihrer jeweiligen Disziplinen zu studieren, um dieses Ziel zu erreichen. Meine Motivation war reines Interesse und Neugier. Jetzt, da ich im Studium aber schon etwas weiter fortgeschritten bin, konkretisiert sich dieses Interesse immer mehr auf bestimmte Fachbereiche.’’
Welche Fachrichtung begeistert dich am meisten? - Um was geht es da und was begeistert dich daran besonders?
,,Besonders fasziniert mich die Schnittstelle zwischen Physik und Philosophie. Einordnen lässt sich diese im Bereich der Wissenschaftstheorie, welche grundsätzlich die Analyse von (natur)wissenschaftlichen Theorien thematisiert. Die „Philosophie der Physik“ erfasst konkret Gegenstände der modernen Physik und physikalische Konzepte. Ich finde es wichtig und spannend, wissenschaftlichen Theorien kritisch gegenüberzutreten und Aussagen sinnvoll zu reflektieren bzw. zu hinterfragen. Dadurch kann letztlich gewährleistet werden, dass der Anspruch an Wissenschaftlichkeit und Richtigkeit jener Theorien gerechtfertigt ist. Genau das ist unter anderem Aufgabe der Wissenschaftstheorie.’’
Was würdest du einem/einer Studieninteressierten raten, der/die überlegt, Physik an der BUW zu studieren?
,,Ich denke, dass Physik als Studiengang viele Studieninteressierte verunsichert, weil er als schwierig gilt, was vermutlich primär der Mathematik geschuldet ist. Es ist tatsächlich nicht einfach, aber es ist auf jeden Fall zu schaffen, wenn man wirklich interessiert ist. Da ich in der Schule Physik früh abgewählt hatte, war ich zu Beginn recht planlos (ich dachte bis zum ersten Übungsblatt in Experimentalphysik 1, dass Zeit ein Vektor sei...). Die Vorlesungen und vor allem die Übungen helfen aber schnell, um sich einzufinden. Was ich auf jeden Fall auch empfehle, ist der Mathematik-Vorkurs. Dieser sorgt für einen angenehmeren Übergang zwischen Schul- und Uni-Mathematik. Was ich speziell an der BUW schätze, ist, dass die Uni nicht riesig (aber auch nicht zu klein) ist und gerade die Physik in sich gut vernetzt ist, sodass der Einstieg wahrscheinlich deutlich einfacher ist als in einem größeren Studiengang. Darüber hinaus finde ich Einrichtungen wie die Mathe-Werkstatt sehr cool, da gerade wir als Kombi B.A.-Studierende meiner Meinung nach nicht mit ausreichend Mathematik versorgt werden, um alle Physik-Module reibungslos zu meistern. Da dadurch auch viel selbstständig erarbeitet werden muss, hilft eine Anlaufstelle, bei der man Fragen stellen kann sehr.’’
Mit welchem Klischee möchtest du aufräumen?
,,Oft herrscht das Narrativ, Frauen seien grundsätzlich weniger rational, scharfsinnig und kompetent als Männer. Attribute, die wir einem typischen Physiker zuschreiben würden, stimmen nicht unbedingt damit überein, wie wir uns eine typische Frau vorstellen, nämlich emotional, intuitiv und gemeinschaftsorientiert. Durch diese überholte Stereotypisierung der Frau entsteht die (schwachsinnige) Idee, dass Frauen für Wissenschaften wie Physik nicht geeignet sind. Auf der anderen Seite werden Frauen, die dann tatsächlich in der Physik tätig und erfolgreich sind, mit anderen Stereotypen konfrontiert: sie seien zu karriereorientiert, kalt oder gar unweiblich. Man ist also entweder eine gute Physikerin oder eine „gute Frau“. Beides gleichzeitig geht dieser Logik nach nicht. Ich finde es schwierig, dass Frauen an dieser Stelle mit vielerlei Klischees zu kämpfen haben und verschiedenen Anforderungen gleichzeitig gerecht werden müssen, vor allem, da diese teilweise in sich widersprüchlich sind. Dennoch denke ich, dass schon einiges dafür getan wird, junge Frauen zu ermutigen, sich auch für „klassisch männliche“ Studiengänge zu entscheiden. Das finde ich wichtig, damit deutlich wird, dass das Geschlecht bei der Wahl des Studiengangs nicht im Weg stehen muss und darf. Und wenn wir schonmal dabei sind: auch die Philosophie ist sehr klischeebehaftet und gilt für viele (gerade Naturwissenschaftler) als „Laberfach“ oder als eine Disziplin ohne Bezug zur Realität. Das sind meiner Meinung nach unbegründete Vorurteile, denn tatsächlich ist die Logik - auch als philosophische Teildisziplin - ein substanzielles Kernstück der Philosophie und vor allem Fragen aus der praktischen Philosophie sind auch im Alltag von hoher Relevanz. Ich denke, dass Philosophie und Physik mehr miteinander zu tun haben, als es auf den ersten Blick für viele erscheint.’’
Was möchtest du anderen, insbesondere Frauen, in der Physik mit auf den Weg geben?
,,Häufig werden Frauen in männerdominierten Studien- oder Berufsfeldern stigmatisiert und sehen sich dadurch mit Vorurteilen belastet. Bedenklich dabei ist unter anderem, dass diese Art von Vorurteil sich tatsächlich negativ auf die Leistung von weiblichen Studierenden oder Arbeitnehmerinnen auswirken kann(!). Mehr dazu lässt sich unter dem Begriff „stereotype threat“ finden. Ich bin mir nicht sicher, inwiefern dieses Phänomen tatsächlich Anspruch auf Wissenschaftlichkeit hat, aber falls es tatsächlich in der Realität wirksam ist, finde ich das äußerst problematisch. Mir hat es sehr geholfen, sich mit dem Thema und der ganzen Debatte um Geschlechtergerechtigkeit in der Wissenschaft auseinanderzusetzen. Schlagworte dabei sind z.B „gender bias“ oder auch die „leaky pipeline“. Was für mich außerdem hilfreich ist, ist der Austausch mit Kommilitoninnen. Dadurch fühlt man sich in einem Studiengang mit deutlich höherem Männeranteil weniger allein und lässt sich auch von Misserfolgen nicht so schnell entmutigen. Daher würde ich sagen, dass wir uns gegenseitig unterstützen und nicht zu viel an uns zweifeln sollten. Das gilt natürlich nicht nur den weiblichen Studierenden.’’
Was ist dein Ausgleich in der Freizeit?
,,Tatsächlich würde ich sagen, dass meine Fächer sich innerhalb des Studiums gegenseitig schon ganz gut ausgleichen. Ich lese gerne, aber häufig bleibt dafür keine Zeit, und, wie einige es vielleicht kennen, fehlt nach einem Tag voller Vorlesungen und Übungsblättern manchmal einfach die Lust dazu. Im Philosophiestudium ist das Lesen und Durcharbeiten von Texten essenziell. Dadurch komme ich dann immer auf mein Pensum, auch wenn nicht alle Texte immer spannend sind. Wenn es aber zu viele komplizierte Wörter oder Theorien werden, wende ich mich doch auch gerne wieder den Übungsblättern zu. :) Ansonsten mache ich Ballett, was mir auch viel Spaß macht. Was andere sportliche Aktivitäten angeht, bin ich nicht sonderlich begabt. Daher bleibt es meistens bei einem Spaziergang mit dem Hund oder einem Treffen mit Freunden.’’
Vielen Dank für das Interview, Minori!
,,Hallo, mein Name ist Anna und ich bin 23 Jahre alt. Nach dem Abi habe ich an der Uni Wuppertal mit dem Physikstudium begonnen. Dieses habe ich im Dezember 2022 abgeschlossen und bin nun Doktorandin. Ich forsche in der Arbeitsgruppe der experimentellen Elementarteilchenphysik und arbeite an einer Suche nach einem hypothetischen neuen Teilchen, dem Z' Boson.’’
Was mochtest du besonders an deinem Studium an der BUW?
,,In meinem Studium hat mir immer sehr gut gefallen, dass die Uni und insbesondere der Physikstudiengang nicht so groß ist wie an anderen Unis. Dadurch kennt man alle seine Kommiliton*innen und auch viele Professor*innen und Dozent*innen und die Atmosphäre ist fast schon familiär. Ich fand es immer schön, dass man mit seinen Mitstudierenden zusammengearbeitet und sich gegenseitig geholfen hat, man war quasi ein Team.’’
Welche Fachrichtung begeistert dich am meisten? - Warum und um was geht es da?
,,Am meisten interessiert mich die Elementarteilchenphysik. Dabei fasziniert mich besonders das Standardmodell, das die Elementarteilchen und die fundamentalen Wechselwirkungen beschreibt. Ich finde es aber auch spannend zu erforschen, ob es neue Physik gibt, die über das Standardmodell hinausgeht und somit Phänomene erklärt, die momentan vom Standardmodell nicht erklärt werden kann.
Experimentell wird das Standardmodel z.B. mithilfe des LHC (Large Hadron Collider) am CERN (Conseil européen pour la recherche nucléaire) in der Schweiz erforscht. Am LHC gibt es verschiedene große Experimente bzw. Detektoren. Innerhalb dieser Experimente werden Teilchen bei sehr hohen Energien zur Kollision gebracht. Die bei der Kollision entstehenden Teilchen werden detektiert bzw. gemessen und können anschließend weiter ausgewertet werden. Meine Arbeitsgruppe ist am ATLAS-Experiment (A Toroidal LHC ApparatuS), einem der großen Experimente dort, beteiligt.
Abgesehen von der Physik finde ich es super spannend in so einer großen Kollaboration wie der ATLAS-Kollaboration mitzuarbeiten und mit anderen Menschen aus der ganzen Welt zusammenzuarbeiten.’’
Woran arbeitest du gerade?
,,Zur Zeit arbeite ich an einer Analyse, die sich mit einer Suche nach einem neuen hypothetischen Teilchen, dem Z' Boson beschäftigt. Dabei vergleiche ich Daten, die vom ATLAS-Detektor am LHC gesammelt wurden, mit den Erwartungen des Standardmodells. Wenn das Teilchen in den aufgenommenen Daten nicht gefunden werden kann, werden zum Beispiel Massenlimits gesetzt, die aussagen, bis zu welcher Masse die Existenz dieses Teilchens ausgeschlossen werden kann. Dieses neue Teilchen könnte Erklärungen für Abweichungen zwischen Messungen und Vorhersagen vom Standardmodell erklären.’’
Was ist das „Nerdigste“, das du je gemacht hast?
,,Ich bin mir nicht sicher, ob das wirklich als ,nerdig’ durchgeht, aber im Physik-LK haben wir regelmäßig mit dem Bunsenbrenner gegrillt. Bei einem Quiz habe ich herausgefunden, dass ich ein charm-quark bin. Und bei der DPG-Frühjahrstagung in Dresden haben wir oft Teilchentwister gespielt, also wie Twister, aber die Felder repräsentieren die verschiedenen Teilchen.’’
Was ist dein Ausgleich in der Freizeit?
,,In meiner Freizeit mache ich gerne Sport oder spiele Flöte. Da kann man immer gut den Kopf ausschalten und die Physik für einen Moment mal vergessen ;)
Ansonsten lese ich gerne oder schaue Filme und Serien, um in andere Geschichten und Welten einzutauchen.’’
Möchtest du den Studierenden und Studieninteressierten sonst noch etwas mitgeben?
,,Ich musste in meinen ersten Semestern erstmal lernen, dass es nicht schlimm ist, Fragen zu stellen. Deshalb möchte ich allen raten, nicht zu zögern, Kommiliton*innen und/oder Dozent*innen um Rat zu fragen, denn das kann einem eigentlich nur helfen. Auch wenn man sich vielleicht manchmal durchbeißen muss, ist Physik ein schönes und interessantes Studium, bei dem man sehr viel lernt und wirklich tolle Leute kennenlernt!’’
Vielen Dank für das Interview, Anna!
,,Mein Name ist Sarah Kirchhoff und ich studiere Physik im Master an der Bergischen Universität Wuppertal. In meinem Schwerpunktbereich Atmosphärenphysik arbeite ich zudem bereits seit einiger Zeit als wissenschaftliche Hilfskraft. Durch diese Arbeit erhalte ich bereits während des Studiums viele Einblicke in die Forschung und darf an aktuellen Themen und Projekten mitarbeiten.’’
Was war deine Motivation Physik zu studieren?
,,Ich war schon als Kind sehr an den Naturwissenschaften interessiert und hatte so einige "Do it yourself"-Experimentierkästen zu Hause. Ich war von Natur aus neugierig und wollte die Welt um mich herum verstehen. In der Schule habe ich dann schnell gemerkt, dass mir logisches Denken gut liegt und ich Spaß daran habe, mich mit komplexen Aufgaben zu beschäftigen. Im Physikunterricht habe ich gelernt, wie die Welt um mich herum mit physikalischen Gesetzen beschrieben und erklärt werden kann. Das fand ich äußerst spannend und zufriedenstellend und hat mich letztendlich dazu inspiriert, Physik zu studieren.’’
Welche Fachrichtung begeistert dich am meisten? - Um was geht es da und was begeistert dich daran besonders?
,,Am meisten begeistert mich die Atmosphärenphysik. In der Atmosphärenphysik geht es darum, physikalische (und chemische) Vorgänge in der Atmosphäre zu verstehen, mathematisch zu beschreiben und in Modellen darzustellen. Die wohl bekanntesten Anwendungsgebiete sind die Wettervorhersage und die Klimatologie. Die Atmosphärenphysik begeistert mich so sehr, weil sie viele verschiedene Themenbereiche der Physik vereint und gleichzeitig eine starke Anwendungsbezogenheit aufweist. Zum Beispiel werden viele alltägliche Natur- und Wetterphänomene, wie Gewitter oder Wirbelstürme in diesem Fachbereich behandelt. Das wohl aktuellste Thema der Atmosphärenphysik ist und bleibt der Klimawandel, an dem Wissenschaftler auf der ganzen Welt bereits seit mehreren Jahrzehnten zusammen arbeiten.’’
Woran arbeitest du gerade?
,,Ich habe gerade mit meiner Masterarbeit angefangen. Hier beschäftige ich mich mit der Messung von stabilen Kohlenstoff-Isotopenverhältnissen in flüchtigen organischen Verbindungen (engl.: Volatile Organic Compounds, VOC). Diese Verbindungen spielen eine wichtige Rolle in unserer Atmosphäre und haben durch ihre chemischen Eigenschaften einen entscheidenden Einfluss auf die Luftqualität. Der an der Uni Wuppertal entwickelte Luftprobensammler MIRAH (engl.: Measurements of Stable Isotope Ratios in Atmospheric Trace Gases on HALO) wird auf verschiedenen Missionen des Forschungsflugzeugs HALO (engl.: High Altitude and Long Range Research Aircraft) des Deutschen Zentrums für Luft- und Raumfahrt (DLR) eingesetzt. MIRAH sammelt Luftproben und bereitet diese direkt für die Analyse im Labor vor, wo mittels Gaschromatographie-Isotopenverhältnis-Massenspektrometrie die stabilen Kohlenstoff-Isotopenverhältnisse in den VOC bestimmt werden. Die Ergebnisse liefern dann Informationen bezüglich der Dynamik, Luftmassen-Charakteristik und photochemischer Prozessierung.’’
Wer ist dein Vorbild in der Physik und warum?
,,Mein Vorbild in der Physik ist mein ehemaliger Professor Herr Prof. Dr. Koppmann. Seine interessanten und gut strukturierten Vorlesungen haben mir durch eine schwierige Zeit des Bachelorstudiums geholfen und mir nochmal neue Motivation gegeben. Er hat mir gezeigt, wie vielseitig und spannend die Atmosphärenphysik ist. Letztendlich habe ich mich durch ihn dazu entschieden, im Fachbereich der Atmosphärenphysik meine Bachelorarbeit zu schreiben und mich im Master weiterhin zu spezialisieren. Ich hoffe, dass es mir immer gelingen wird mit genau so viel Begeisterung, Hingabe und guter Laune wie Herr Koppmann bei der Sache zu sein.’’
Mit welchem Klischee möchtest du aufräumen?
,, ,Physik ist nichts für Mädchen/ Frauen.’ Wenn ich jemandem erzähle, dass ich Physik studiere gibt es immer die gleichen Reaktionen. Zuerst fällt ein Kommentar, dass sie damit nicht gerechnet hätten und dass ein Physikstudium garnicht zu mir passt. Danach wird eine Bemerkung dazu gemacht, wie schwierig das Studium sein muss. Ich weiß, dass die Leute es nicht böse meinen, aber genau diese kleinen Bemerkungen und Kommentare zeigen mir immer wieder, dass naturwissenschaftliche Berufe noch immer mit männlichen Rollen verknüpft werden.
Um diese Vorurteile und Klischees zu bekämpfen, habe ich einen öffentlichen Instagram-Account (@fit_female_physicist) gestartet, über den mich meine Follower durch meinen Alltag im Physikstudium begleiten können. Weil ich ein möglichst authentisches Bild schaffen möchte, teile ich hier nicht nur die schönen Momente und Erfolge, sondern spreche auch ganz offen über aktuelle Probleme und Herausforderungen. Mein Ziel ist es, den jungen Menschen (besonders den Mädchen) die Angst zu nehmen sich für ein Physikstudium zu entscheiden und sie zu unterstützen, wenn sie Fragen haben oder Hilfe benötigen.’’
Was ist dein Ausgleich in der Freizeit?
,,In meiner Freizeit treibe ich täglich Sport. In meinen beiden Sportarten Hockey und Softball bin ich sehr erfolgreich unterwegs und stets bemüht, meine Leistungen zu verbessern. Ich werde dieses Jahr zum ersten Mal in der 1. Bundesliga Softball spielen und stehe kurz davor, den Sprung in den Kader der deutschen Nationalmannschaft im Slowpitch zu schaffen. Mir macht es Spaß, mich auf dem Feld auszupowern und zusammen mit dem Team neue Herausforderungen zu meistern. Zudem hat mich der Sport einige Lektionen gelehrt, die mir im Studium weiter geholfen haben.’’
Vielen Dank für das Interview, Sarah!